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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN48
2.4 Unterbringung
Die ersten Standorte der Ferdinandea sind vermutlich mit den Wohnräum-
lichkeiten des Kronprinzen ident, die sich in der Nähe der elterlichen Ap-
partements befanden. Die Forschungen dazu sind äußerst dürftig. Als die
Hofburg nach dem Wiener Kongress und der Abreise der Gäste allmählich
wieder frei wurde, soll Ferdinand die Zimmer des Königs von Württemberg
im Amalientrakt der Hofburg als künftiges Quartier zugewiesen bekom-
men haben.65 Diese bewohnte er bis zu seiner Hochzeit mit Maria Anna von
Savoyen-
Sardinien am 27. Februar 1831. Anschließend übersiedelte man in
die zuletzt von seinen Großeltern Kaiser Leopold II. und Maria Ludovika be-
wohnten und nun neu renovierten Zimmerfluchten im Piano Nobile dessel-
ben Traktes. Diese Räumlichkeiten und deren Ausstattung sind in der Lite-
ratur genau beschrieben.66 Schweickhardt nennt 1832 zahlreiche Kästen in
denen Ferdinands Sammlungen (antike Gegenstände, Militaria, technische
Objekte oder österreichische Fabrikate) aufbewahrt waren. Bücherregale
werden allerdings nicht genannt. Möglicherweise fanden diese Schränke an
den schon dicht verstellten Wandflächen keinen Platz mehr. Sie waren des-
halb in angrenzenden Räumlichkeiten aufgestellt, wie in Abschnitt 3.1.2. an-
hand von Khloybers Schilderungen ausgeführt werden wird. Mit dem Regie-
rungsantritt 1835 übersiedelt das neue Kaiserpaar in den Leopoldinischen
Trakt. Die Ferdinandea verblieb jedoch an ihren verstreuten Standorten.67
2.5 Ferdinand als Naturbegeisterter, Auftraggeber und Mäzen
Nach dem was hier bereits über Ferdinand dargelegt wurde, ist die Tendenz
nachvollziehbar, die Interessen seines Vaters auch bei ihm zu wecken und
zu fördern. Von der allgemeinen Sammelbegeisterung abgesehen, kulminie-
ren bei Ferdinand die Begeisterung für die Natur und die von einem Kai-
ser erwartete Rolle als Mäzen und Kunstsammler. Damit tritt er in dieser
Hinsicht weit aus dem Schatten seines Vaters heraus. Kaiser Franz hatte
(lediglich) den Hofbotanikmaler Mathias Schmutzer68 ab den 1790er Jah-
ren beauftragt, die von ihm eigenhändig oder auf seine Anweisung hin an-
65 Holler, Ferdinand, 116f.
66 Ottillinger/Hanzl, Interieurs, 137–140; Lorenz/Mader-Kratky, Hofburg, 404f.; Schweick-
hardt, Wien, Bd. 3, 35–38.
67 Ottillinger/Hanzl, Interieurs, 123.
68 Nicht zu verwechseln mit dem Leiter der Wiener Kupferstecherakademie, Jakob Matthias
Schmutzer.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken