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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN52
tens dieses sein allerunterthänigstes Gesuch zu signiren. Der Unterzeichnete,
ein Familienvater, der sich’s zur Pflicht hält, seine beträchtliche Familie so
gut als möglich zu versorgen, hält sich für überzeugt, daß die allergnädigste
Bewilligung dieses Titels ihm manchen bedeutenden Vortheil verschaffen
könnte […]“.86
Aufgrund einer fehlenden Datierung ist unklar, ab wann die 14 Dienstjahre
zurückzurechnen sind. Die bereits genannten beiliegenden Zeugnisse geben
weitere Aufschlüsse über Brunner bisheriges Wirken. Jenes des Direktors
des k. k. Hof-Naturalienkabinetts, Karl Ritter von Schreibers, vom 6. Feb-
ruar 1827, weist beispielsweise (nur) eine zwölfjährige Tätigkeit in seiner
Sammlung und für Ferdinand aus, womit das Schreiben an den Kaiser –
sollte diese Information stimmen – von 1829 stammen könnte. Ein weiteres
Zeugnis, jenes des Staats- und Konferenzrates Ignaz Freiherr von Stürmer,
bescheinigt Brunner einen seit vier Jahren währenden Unterricht in der
Blumenmalerei bei seiner jüngeren Tochter; der k. k. wirkliche Hofrat Anton
von Kraus bezeugt eine ebensolche Unterweisung seit mehreren Jahren für
seine Familie „in den Wasserfarben sowohl als Oel-Mahlerey“. Der Kustos
des bereits erwähnten Naturalienkabinetts, Leopold Franz Trattinnick, ver-
sichert schließlich, dass er Brunner
„bey Ausführung mehrerer seiner Oehlgemählde von Blumen- und Thierstü-
cken persöhnlich zugesehen [habe], die er theils für Allerhöchst Seine kaiserlich
königliche Hoheit, den Durchlauchtigsten Herrn Kronprinzen […] theils für
mehrere pohlnische Standespersohnen, als z.B. für den k. k. österreichischen
Herrn Consul in Warschau [Johann Bapt. Ritter von Provost], für die Frau
Fürstinn von Sapia, für den Herrn Grafen von Bordiga u. s. w. verfertiget hat,
daß ich ihn selbst öfters durch Mittheilung von Original-Zeichnungen, botani-
schen Werken und Auskünften unterstützt habe, daß ich ihm fast jedesmahl
die von dem Herrn Grafen von Bordiga erhaltenen Briefe verdeutscht und
daraus ersehen habe, daß seine Producte ungemein geschätzt und gesucht
werden, ja daß er wegen Mangel der Zeit, ungeachtet seines nicht genug zu lo-
benden Fleisses und Beharrlichkeit, den Wünschen seiner Günner nicht ganz
Genüge zu leisten im Stande ist.“87
Dem Bittgesuch Brunners wird erst 1835 entsprochen, wenige Tage, nach-
dem ihm ein fixes Gehalt aus der k. k. Privatkasse zuerkannt worden war.
Ferdinand schreibt am 22. Mai 1835 von Schönbrunn aus an Oberstkäm-
86 Ebenda.
87 Ebenda.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken