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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN84
und wiederholte Vorstellungen machen, zugewendet werden, insbesondere die
Uiber tragung der ägyptischen Sammlung aus dem Hause in der Johannisgasse
möglich machen könnte [sic], welches auch ein grosses Beförderungsmittel zur
Auflassung der kostspieligen Miethe dieses Hauses darbieten würde.“195
Rekapitulieren wir kurz: Die Möglichkeit der Adaptierung einer oder meh-
rerer Wohnungen möglichst nahe zur franziszeischen Privatbibliothek
wird zugunsten des Projekts eines Neubaues auf dem Augustingergang-
trakt scheinbar fallengelassen. Während es zunächst den Anschein hat,
als wäre diese Idee von Khloyber aufgebracht worden, zeigt sich im Zuge
der Verhandlungen, dass dies schon von Kaiser Franz als sinnvollste Er-
weiterungsmöglichkeit in Betracht gezogen worden war. Warum Khloybers
jahrelange Klagen nun plötzlich Gehör finden und er sogar von einem der
ranghöchsten Beamten des Oberstkämmereramtes, Freiherr von Sacken,
Unterstützung erhält, erklärt sich aus den Ausführungen des letzteren: Die
Bücherschränke Ferdinands behindern die oftmals notwendigen Adaptie-
rungen der Räume zu Appartements für Gäste; außerdem leiden die unter
Sackens Leitung stehenden Sammlungen ebenfalls an Platznot. Der auf der
Dachterrasse des Augustinergangtrakts befindliche Glashauskomplex, um
den es hier geht, war im Übrigen in den 1790er Jahren im Auftrag des Kai-
sers Franz erbaut worden, damit er in nächster Nähe zu seinem Apparte-
ment (und seiner Privatbibliothek) einer weiteren Leidenschaft nachgehen
konnte: der Botanik.196 Schon bald nach dem Tod des Kaisers 1835 sah man
sich gezwungen, die Glashäuser dort aufgrund von Baufälligkeit und man-
gelnder Verwendung abzubrechen.197 Hätte sich ein großzügiger Zubau in
diesen Jahren realisieren lassen, so wäre die Vereinigung der Privatbiblio-
theken Franz’ und Ferdinands sicherlich zustandegekommen. Die Dublet-
tenaussonderung der Jahre 1836/37 stellte ja einen ersten wichtigen Schritt
in diese Richtung dar.
Im April 1839 werden Khloyber die entsprechenden Pläne der k. k. Gene-
ral-Hofbaudirektion bezüglich der Überbauung dieser Fläche mit der Bitte
übermittelt, sie bezüglich des gegenwärtigen und künftigen Bedarfs zu prü-
fen.198 Dieser hält den vorgesehenen Platz für ausreichend und auch hin-
195 Ebenda.
196 Vgl. Lorenz/Mader-Kratky, Hofburg, 309.
197 Lack, Florilegium, 21.
198 FKBA22002, fol. 1r, entsprechende Pläne liegen heute in der Albertina, Achitektursamm-
lung, AZ 6324, 6326, 6327r u. v, 6328, 6330–6335 u. 6339, in Albertina online unter dem
Suchbegriff „Bibliotheksgalerie“.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken