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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN148
des Kaisers wieder in den Hofstaat Franz Josephs nach Wien wechseln zu
dürfen.499 Der Kammerdiener Joseph Kraus und der Kammerheizer Stephan
Poppowitsch bleiben als ferdinandeische Beamte in Wien, um kaiserliche
Aufträge in der Haupt- und Residenzstadt „gehörig besorgen zu können“.500
Die Um- und Neugestaltung der kaiserlichen Appartements zieht sich bis
April 1852 hin und steht unter der Aufsicht des Wiener Architekten Fried-
rich Flohr. Die Einrichtungsgegenstände liefert der in Prag ansässige k. k.
landesbefugte Möbellieferant Friedrich Röhrs & Sohn, der die Möbelstoffe
wiederum über die Wiener Manufactur-Waaren-Niederlage des Anton Carl
Lechleitner bezieht. Die Raumverziehrungen (etwa Stuck- und Plafondar-
beiten, Fenster- und Spiegelumrahmungen) besorgt der k. k. Hofbildhauer
August La Vigne (Lavigne), die Parkettböden werden nach Flohrs Entwür-
fen vom Wiener k. k. privilegierten Parquettenfabrikanten Stephan Bara-
witzka hergestellt. Die Kamine und Öfen liefert der spätere Wiener Hof-Haf-
nermeister Franz Erndt, die Marmor-Arbeiten führt die Wiener Firma Alois
Tantardini & Gebrüder aus und die Spiegel bezieht man vom böhmischen
Glaserzeuger Ferdinand Abele. Summa summarum kostet die Adaptie-
rung und Neueinrichtung der Appartements der Privatkasse Ferdinands
190.656 fl. 43 kr.501
In der detaillierten Auflistung der Einrichtungsgegenstände in den ein-
zelnen Räumlichkeiten des kaiserlichen Appartements wird kein Bücherre-
gal oder -kasten explizit genannt, weshalb das etwaige Vorhandensein eines
Handapparats für Ferdinand zur mittelfristigen Aufstellung bevorzugter
Werke nicht nachgewiesen werden kann.502
Ein Brand in der Prager Burg zerstört schon am 20. Februar 1855 wieder
einige der frisch renovierten Räumlichkeiten (Buffetzimmer, Tanzsaal, ro-
ter Salon, Spiegelsaal etc.), obgleich die eigentlichen Wohnappartements des
Kaiserpaares verschont bleiben. Während die grundlegenden Wiederherstel-
lungsarbeiten vom Wiener Hof bezahlt werden, bestreitet das Kaiserpaar die
Dekoration und Ausstattung der schadhaften Räume aus ihrem Privatver-
mögen. Im Zuge dessen wird auch die Erneuerung des Fußbodens im gegen
das erzbischöfliche Palais hin gelegenen Reserve-Appartement Ferdinands,
499 Kramp, Brandis, 382; Ségur-Cabanac, Prag, 68–70; vgl. auch Wien, ÖStA, HHStA, OMeA,
Kt. 594, Rubr. 130/1, undatiertes Schreiben mit Resolution Franz Josephs vom 21.09.1850.
500 Prag, Narodni Archiv, hofmistra cisare Ferdinanda I., Rubr. 10, Kt. 10, Schreiben Fürst
Liechtensteins vom 20.09.1849.
501 Prag, Narodni Archiv, hofmistra cisare Ferdinanda I., Rubr. 10, Kt. 10, Abschlussbericht
des Obersthofmeisters Bombelles vom 09.04.1852.
502 Ebenda, Aufstellung der Einrichtungsgegenstände sowie der Renovierungsmaßnahmen,
von Brandis unterfertigt am 03.04.1851.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken