Page - 180 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN180
Mit der Verzeichnung der Fideikommiß-Gegenstände ist rasch vorzugehen, die
Ausfertigung der Fideikommiß-Urkunde selbst aber möglichst zu beschleu-
nigen, und nicht von der Vollendung der Detail-Verzeichniße über alle zum
Fideikommisse gehörigen einzelnen Stücke abhängig zu machen.
Ich ermächtige Mein Ministerium des Hauses dießfalls für sich und nach
Erforderniß einvernehmlich mit den betreffenden Behörden vorzugehen. Die
Fideikommißerrichtungsurkunde ist Mir zur Vollziehung zu unterlegen und
zugleich von den getroffenen Verfügungen Anzeige zu erstatten. Die […] er-
wähnte Büste ist in das Fideikommiß aufzunehmen.“610
Das Ministerium des kaiserlichen Hauses und des Äußeren wird also beauf-
tragt, den Text der Urkunde zu entwerfen. Am 20. Juli 1849 stimmt Ferdi-
nand von Innsbruck aus dem Entwurf zu.611 Gleichzeitig teilt sein Oberst-
hofmeister Graf Brandis dem Bibliotheksvorsteher Khloyber die Verfügung
des abgedankten Kaisers mit, „daß jene Bücher, Kupferstiche u. s. w. wel-
che höchstdero Privat Eigenthum sind, von dem Fideikommiß getrennt ver-
wahrt, und durch besonders auszufertigende Kataloge in Evidenz gehalten
werden, von welchen Katalogen mir Euer Wohlgeboren Ein Exemplar zur
Vorlegung an Seine Majestät einsenden wollen.“612 Die Gründe für diesen
Schritt respektive für die ausdrückliche Zustimmung zur Textfassung sind
in Kenntnis der Umstände dieser Tage verständlich. Man ist in diesen ers-
ten Monaten nach der Thronübergabe mit der Frage beschäftigt, wie man
die Ansprüche auf das habsburg-lothrinigische Privatvermögen sowie die
Zuständigkeit und Verwaltung des Hofstaats bestmöglich regeln kann. Fer-
dinand möchte seine bisherigen Hofbediensteten auch weiterhin um sich
haben, braucht zu deren Finanzierung aber eine Dotation (Apanage, Zivil-
liste) aus dem Staatsvermögen, die ihm von Kaiser Franz Joseph, respektive
vom Reichstag bewilligt werden muss. Solange die Höhe dieser Zuwendung
nicht geregelt ist, sieht sich Ferdinand auch nicht in der Lage, die franzis-
zeische Bibliothek als Fideikommissherr zu betreuen und die damit ver-
bundenen Kosten zu tragen. Wie ich in den später folgenden Abschnitten
zur Aufteilung der Privatkasse sowie zur Erstellung des Falkenstein’schen
Fideikommisses erläutern werde, hat man sich schließlich nicht nur über
die Höhe der Dotation für Ferdinand, sondern auch über die Deckung der
Kosten der Fideikommissbibliothek durch die Einkünfte aus dem Falken-
610 Wien, ÖStA, HHStA, Hausarchiv, Ministerium des kaiserlichen Hauses, Verlassenschaften
Kt. 7, Fasz. b, Resolution vom 10.12.1848 auf den Vortrag vom 15.02.1844.
611 Wien, ÖStA, HHStA, Hausarchiv, Ministerium des kaiserlichen Hauses, Verlassenschaften
Kt. 7, Fasz. b, vgl. auch FKBA26004, fol. 2r.
612 FKBA26004, fol. 2r.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken