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DIE FIDEIKOMMISSBIBLIOTHEK UND DIE PRIVATBIBLIOTHEK FRANZ JOSEPHS 209
nachlass des Kaisers Franz, der nach seinem Tod so viele Jahre an Ort und
Stelle (seinem Arbeitskabinett und den umgebenden Räumen) verblieben
war und der nun, erst dreißig Jahre später, gesichtet und einer neuen Ver-
wahrung zugeführt wurde, hat möglicherweise damit zu tun, dass man die
an das Arbeitskabinett direkt angrenzenden Räumlichkeiten (Appartements
der Kaiserin Karoline Auguste und des Kaisers Franz) für den heranreifen-
den Kronprinzen Rudolf zu adaptieren begann.
5.5 Raumerweiterungen um die Naturalwohnung des ersten
Bibliotheksdieners
Khloyber nimmt seit dem Tod Franz’ I. beinahe jeden ausführlicheren Be-
richt zum Stand und Umfang der Fideikommissbibliothek zum Anlass, um
über die Platznot und die dadurch bedingte Überfüllung der Bibliotheks-
räumlichkeiten zu klagen und gleichzeitig um Abhilfe zu bitten. Die Rau-
merweiterungspläne der Jahre 1836 bis 1844, die zu einer geringfügigen
Verbesserung führten, habe ich in Abschnitt 3.4. dargestellt. Für Khloybers,
noch 1843 geäußerte Befürchtung, von den im oberen Stockwerk gelagerten
Mengen bei der nächsten größeren Erschütterung erschlagen zu werden,683
sollten sich 1851 weitere Anzeichen einstellen. Im Plafond des unteren
Stockwerks, wo die Bücher aufgestellt waren, zeigten sich nämlich zahlrei-
che besorgniserregende Risse. Das Obersthofmeisteramt beruhigt jedoch im
Jänner des Folgejahres. Die „gänzliche Erneuerung der Stukatur der Pla-
fonds“ sei zwar notwendig, die Dippelbäume (der Kern der Decke) befänden
sich jedoch in einem guten Zustand. Vielmehr würden die Risse durch das
„Auslassen des Drahtes und der zu kurzen Nägel“ entstehen. Die Reparatu-
ren seien, „sobald es die günstige Bauzeit gestattet, unverzüglich vorzuneh-
men“.684 Die Arbeiten werden dennoch nicht sofort in Angriff genommen. Der
Obersthofmeister Ferdinands, René-Charles Graf Bombelles, teilt Khloyber
erst Anfang April 1853 mit: „Was die Bauherstellung und die hiebei vorzu-
nehmende Verschallung der offenen Bücherschränke berift [sic], so werden
die Kosten wie mir Seine Durchlaucht der Herr Erste Obersthofmeister er-
öffnet, von der Burghauptmannschaft bestritten werden“.685
Die Bedenken Khloybers können damit jedoch nicht ausgeräumt wer-
den. Als der 1865 neubestellte Fideikommisskurator Erzherzog Leopold am
25. Oktober dieses Jahres seinen Antrittsbesuch in der Bibliothek absolviert,
683 Vgl. Anm. 209.
684 FKBA26020.
685 FKBA26028, fol. 2v.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken