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BIBLIOTHEKSGESCHICHTE 555
an der Hand der beschreibenden Zettel bereits begonnen habe.“469 Doch die
Arbeiten gestalteten sich vermutlich schwieriger, als man zunächst dachte.
Becker vermerkt dazu:
„Schon zu Beginn der Arbeit zeigte sich die Mangelhaftigkeit und Unzuverläs-
sigkeit der vorhandenen alten Kataloge, da sowohl bezüglich der Bezeichnung
der Identität der abgebildeten Persönlichkeiten als auch bezüglich der Künst-
ler (Maler und Stecher) – die sehr oft handschriftlich auf den Bildern ver-
zeichnet sind – vielfache Irrthümer constatiert wurden und rücksichtlich der
Provenienz der Bilder – ob sie einer und welcher Collection sie entstammen –
gar keine Notizen sich vorfanden. Da durch diese Erfahrung die genaueste
Prüfung eines jeden einzelnen Blattes nach allen Richtungen hin geboten war,
so gestaltete sich die Revision der Sammlung zu einer vollständigen Neubear-
beitung nach dem jetzigen Stande der Forschung“470
Diese Aufgabe wäre umso erstrebenswerter, als
„die Porträtsammlung der k. k. Familienfideicommissbibliothek von den bisher
bekannten Porträtsammlungen die größte ist, ihr im Drucke zu erscheinender
Katalog also ein Quellenwerk im wahrsten Sinne des Wortes werden soll, und
auch von den interessierten Fachkreisen – wie der in tiefster Ehrfurcht Un-
terzeichnete zu wiederholten Malen zu vernehmen Gelegenheit hatte – mit
Spannung erwartet wird.“471
Der Bibliothekar betrachtete den Abschlussband seines Kataloges also an-
scheinend nicht bloß als Bestandsverzeichnis einer Sammlung, sondern gera-
dezu als Referenzwerk für Porträtnachweise. Die Bearbeitung war dann aber
auch keine rein bibliothekarische Tätigkeit, „da in sehr vielen Fällen der Be-
arbeiter von den sogenannten Hilfswerken ganz im Stiche gelassen wird und
durch eigene Forschung in den geschichtlichen, biographischen und kunstge-
schichtlichen Detailschriften sich erst die Kriterien zur genauen Fixierung des
Gegenstandes sammeln muß.“472 Auf diese Weise wurden laut Becker im voran-
gegangenen Jahr rund 4.000 Porträts bearbeitet. Bei einem anzunehmenden
Bestand von weit über 100.000 Blättern kann man sich leicht ausmalen, wie
469 FKBA30111, fol. 4r; Es handelt sich wahrscheinlich um die sog. „Beetz-Kartei“, eine Samm-
lung von Katalogzetteln zu den besagten Beständen, die bis in die Zeit Franz’ I. zurückrei-
chen.
470 FKBA30111, fol. 4v.
471 FKBA30111, fol. 4v–5r.
472 FKBA30111, fol. 5r.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken