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BIBLIOTHEK UND ÖFFENTLICHKEIT 727
aus seltener der Fall war, zumindest in deren Auftrag durchgeführt wurden.
Diese Arbeiten unterlagen natürlich keinerlei Beschränkungen im Hinblick
auf die Benützung der Bestände. In der Tat haben sämtliche Beamte der
Fideikommissbibliothek seit den 1880er Jahren zu verschiedenen Themen
geforscht und wissenschaftliche Arbeiten publiziert, worüber zum Teil auch
an anderer Stelle berichtet wird (vgl. Abschnitt 1.2.2, Abschnitt 2.3.1 u. Ab-
schnitt 2.3.2). Der Habitus eines Gelehrten, wie ihn etwa auch die Beamten
der Hofbibliothek repräsentierten, gehörte damals offensichtlich zum Berufs-
bild wissenschaftlicher Bibliothekare. Wesentliche Impulse dazu dürften in
der Fideikommissbibliothek zunächst von Moritz Alois von Becker ausgegan-
gen sein, der Forschungen innerhalb der Sammlung initiierte und förderte.
Für seine mehrbändige Hernstein-Monographie waren etwa sämtliche Mit-
arbeiter der Sammlung mit höherer Bildung tätig.1108 Später erteilte auch die
Generaldirektion der k. u. k. Familienfonde Aufträge zu Nachforschungen:
An der Jahreswende 1893/94 ließ sie in der Sammlung nach Ansichten und
Literatur zu den Privat- und Familiengütern des Herrscherhauses recher-
chieren, die unter ihrer Verwaltung standen;1109 und 1907 beauftragte Gene-
raldirektor Chertek Schnürer mit einer nicht näher definierten „Arbeit his-
torischer Natur“, die anscheinend die Geschichte der unter der Verwaltung
der Generaldirektion stehenden kaiserlichen Schlösser aufarbeiten sollte.1110
Erwähnenswert ist schließlich, dass Anton Hodinka im Oktober 1906 für die
Rechtsakademie in Preßburg, in deren Professorenstand er kurze Zeit später
eintrat, Arbeiten zu den Themen „Geschichte der griechischen Kirche“ und
„ältere ungarische Kulturgeschichte“ ver
fasste.1111 Bei diesen Auftragswer-
ken und weiteren Studien, die die Beamten der Fideikommissbibliothek in
Eigenregie durchführten, wurden freilich nicht immer oder wenigstens nicht
ausschließlich die Bestände der Sammlung benutzt. Es gab aber natürlich
auch Veröffentlichungen, die sich nur auf bestimmte Objekte der Sammlung
bezogen. Um das Thema abzuschließen, soll hier noch kurz auf die drei wich-
tigsten „Entdeckungen“ kulturgeschichtlich bedeutsamer Objekte innerhalb
der Sammlung eingegangen werden.
Im ersten Fall handelt es sich eigentlich nicht um eine „Entdeckung“,
sondern um eine Neu-Bewertung im buchstäblichen Sinn: Im September
1892 stattete der greise Rudolf von Alt der Fideikommissbibliothek einen
Besuch ab, um jene Blätter unter den 129 Alt’schen Aquarellen aus der sog.
Guckkasten-Serie Kaiser Ferdinands zu identifizieren, die er in seiner Ju-
1108 Becker, Hernstein.
1109 FKBA34069; FKBA34089; FKB.INV.84, Nr. 149 ex. 1893 u. Nr. 23 ex. 1894.
1110 FKBA37221.
1111 FKBA37147, FKBA37154.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken