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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM732
seines Aufsatzes eine wortgetreue Übersetzung der Verse sowie eine Ab-
schrift des Originals.1129 Genau diese Pionierleistung war es denn auch, die
eine ganze Reihe späterer Forscher auf den Plan rief. Wohl zu Beginn der
1860er Jahre war zunächst der Professor an der k. k. Orientalischen Akade-
mie Moriz Wickerhauser auf die Publikation der seldschukischen Distichen
durch Hammer-Purgstall aufmerksam geworden. Er fand allerdings sowohl
die Abschrift als auch die Übersetzung fehlerhaft und unzulänglich und be-
gab sich deshalb in die Fideikommissbibliothek, um den Text im Original
zu studieren.1130 1866 veröffentlichte er in der „Zeitschrift der Deutschen
Morgenländischen Gesellschaft“ eine neue Edition des Textes in Form einer
Transkription der Originalverse und einer eigenen Übersetzung.1131 – Die
Publikationen von Hammer-Purgstall und Wickerhauser lenkten die Auf-
merksamkeit des zunächst an der Hofbibliothek in Wien und ab 1861 an der
Königlichen öffentlichen Bibliothek in Dresden tätigen Bibliothekars und
Orientalisten Walter Behrnauer auf den Codex der Fideikommissbibliothek.
Auch er empfand die textkritischen und historischen Ausführungen seiner
Vorgänger zu den seldschukischen Distichen als mangelhaft und ließ des-
halb Fotografien nach den Originalseiten anfertigen, die er mit weiteren,
bisher anscheinend unbekannten Abschriften des Werkes verglich.1132 1869
veröffentlichte er in der „Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Ge-
sellschaft“ einen Aufsatz, in dem er die Arbeiten von Hammer-Purgstall und
Wickerhauser mit sprachwissenschaftlichen und historisch-biographischen
Angaben zum Autor des Werkes ergänzte und korrigierte.1133 Zu diesem Text
und offensichtlich im Einvernehmen mit Behrnauer hatte dann auch noch
der Leipziger Professor für orientalische Sprachen Heinrich Leberecht Flei-
scher einen „Nachtrag“ verfasst, in dem weitere sprachwissenschaftliche De-
tails erläutert werden.1134 – Zwanzig Jahre später, im Hebst 1889, ließ der
deutsch-russische Philologe Wilhelm Radloff zwei Seiten aus der Handschrift
fotografisch reproduzieren, um sie in einer Schriftenreihe der kaiserlich-rus-
sischen Akademie der Wissenschaften zu publizieren. Erneut ging es um die
besagten frühen Schriftproben der türkischen Sprache. Denn Radloff hatte
die Fideikommissbibliothek bereits drei Jahre zuvor persönlich aufgesucht,
um den Codex zu studieren, und dabei „die auf den bezeichneten 2 Blät-
1129 Hammer-Purgstall, Auskunft II.
1130 Wickerhauser, Verse, 575. Die Besuche Wickerhausers sind in den Akten der Fideikom-
missbibliothek nicht dokumentiert.
1131 Wickerhauser, Verse.
1132 Behrnauer, Rebâbnâme, 201.
1133 Behrnauer, Rebâbnâme.
1134 Behrnauer, Rebâbnâme, 208–211.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken