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BIBLIOTHEK UND ÖFFENTLICHKEIT 799
Darüber, ob und wie Direktor Zhishman auf Schaffers Gutachten reagierte
bzw. ob dieses überhaupt unmittelbare Folgen nach sich zog, ist nichts be-
kannt. Aus zahlreichen Anstreichungen und Anmerkungen im Manuskript
geht jedoch hervor, dass es später in die Hände von Alois Karpf gelangte. Dies
geschah vermutlich erst nach 1902, da ein am Rand eingefügtes Literaturzi-
tat diese Jahreszahl trägt. Farbig markiert hat Karpf vor allem Textstellen,
in denen es um die (negative) Bewertung seines „Hilfsapparates“ und um die
Kollaboration Schnürers und Jureczeks mit Schaffer geht. In zwei mit den
Nummern 15 und 16 bezifferten Anmerkungen hat er außerdem Literatur-
nachweise zitiert, in denen der „Hilfsapparat“ Erwähnung findet. Daneben
waren offensichtlich noch weitere Kommentare geplant: An den Rändern des
Manuskriptes finden sich die Nummern 1 bis 13 bei den Stellen eingefügt, die
mit Anstreichungen versehen sind, allerdings ohne zusätzliche Randvermerke.
Der negativen Bewertung des „Hilfsapparates“ durch Schaffer und Schnü-
rer und vor allem ihrer Behauptung, dass ihn außer Karpf niemand in der
Sammlung benutzte und mit ihm umzugehen wusste, lassen sich mehrere
Zeugnisse gegenüberstellen, die dieser Ansicht widersprechen oder zumin-
dest auf die Existenz eines allgemein akzeptierten Hilfsapparates schlie-
ßen lassen. In seinem 1895 erschienen Aufsatz über die Porträtsammlung
schreibt Johann Jureczek folgendes dazu:
„Es ist selbstverständlich, dass eine solche Porträtsammlung ausser ihren
Katalogen auch eines entsprechend ausgedehnten Hilfsapparates bedarf. Die
Hilfswerke über Kunstwissenschaft, von der Kunstgeschichte im Allgemeinen
und den Künstlerlexicis bis zu den Monographien der einzelnen Künstler, sind
zahlreich vertreten, insbesondere die Porträtkataloge, von welchen auch die
wichtigsten Verlags-, Antiquariats- und Auktionskataloge berücksichtigt sind.
Ein ausgebreitet angelegter ikonographischer Hilfsapparat in Zetteln ermög-
licht weitere, in den Hilfsbüchern nicht auffindbare Auskünfte. In Verbindung
damit steht die möglichste Vervollständigung der bezüglichen Hilfswissenschaf-
ten: Biographie, Geschichte, Genealogie, Heraldik, Kostümkunde u. s. w.“1371
Diese Beschreibung des „Hilfsapparates“ ist deshalb bemerkenswert, weil
sie sich anscheinend weitgehend mit den Intentionen Karpfs deckt. Vor al-
lem wird neben den für die Bearbeitung der Porträtbestände notwendigen
Literaturgattungen auch ein „ikonographischer Hilfsapparat in Zetteln“ er-
wähnt. Außerdem muss hervorgehoben werden, dass Jureczek den Wert von
Katalogen von Buchhändlern, Antiquaren und Auktionen als Informations-
1371 Jureczek, Porträtsammlung, 459.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken