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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM882
senhaft angestiegenen Bildproduktion nicht mehr aufrechterhalten konnte.
Anders als die Büchersammlung wurde sie jedoch in den letzten beiden Jahr-
zehnten in progressivem Maße und auf mannigfache Weisen von der Allge-
meinheit genutzt. Die Formen der Interaktion zwischen Fideikommissbiblio-
thek und Öffentlichkeit, auf die sich Jureczek hier bezieht, wurden bereits an
anderer Stelle ausführlich dargestellt (vgl. Abschnitt 2); sie konnten nun als
Legitimationsgrund für den weiteren Ausbau der Porträtsammlung herhal-
ten, der aber wegen der eingangs beschriebenen Beschränkung „nach gewis-
sen, ihrer Stellung und ihrem Materiale entsprechenden Richtungen“ zu er-
folgen hatte. Von daher wurde – sichtlich unter dem Einfluss Schnürers – die
gedankliche Wendung vollzogen, dass die Porträtsammlung „einen wichtigen
Bestandtheil einer Habsburgersammlung bilden“ sollte.1673 Im Folgenden de-
finiert Jureczek einige „Normen“, wie die einzelnen Abteilungen in Zukunft
ausgebaut werden sollten – ganz im Sinne einer Bildnis-Sammlung des Hau-
ses Habsburg-Lothringen. Danach kommt er auf die zukünftige „Benützung
der kais. Porträtsammlung“ zu sprechen, und zwar „A) im Allgemeinen“1674
und „B) für eine Habsburgersammlung“.1675 Unter dem ersten Punkt versteht
Jureczek „die möglichste Verwendung der kais. Porträtsammlung für wissen-
schaftliche Zwecke“1676 („Andrang, der nur die Unterhaltung anstrebt“, wird
ausgeschlossen).1677 Was er hier nun im Einzelnen festlegt, waren jedoch kei-
neswegs nur für die Zukunft geplante, sondern hauptsächlich Praktiken, die
damals bereits in vollem Umfang realisiert wurden: Kopieren und Entlehnen
von Objekten, Reproduktionen, Auskünfte, Ausstellungen.1678 Es zeigt sich
hier erneut, wie wichtig die öffentliche Nutzung für das Selbstverständnis
und die weitere Entwicklung der Fideikommissbibliothek war. Das mussten
auch ihre Beamten erkennen: Laut Jureczek war „im allgemeinen […] darauf
zu streben, dass die Porträtsammlung als eine Anstalt auf wissenschaftlicher
Grundlage und mit ernsten Zwecken ihren Ruf festige und verbreite, und be-
züglich aller auf Oesterreich und insbesondere das Haus Habsburg beruhen-
den Forschungen als erstes, nicht zu umgehendes Institut gelte“.1679
Was waren nun aber Jureczeks Vorschläge für eine Musealisierung der
Porträt- und Kunstsammlung im Sinne eines Habsburgermuseums? Seine
1673 Ebenda, pag. 4.
1674 Ebenda, pag. 8–11.
1675 Ebenda, pag. 12–18.
1676 Ebenda, pag. 8.
1677 Ebenda, pag. 10.
1678 Ebenda, pag. 10f. Die Forderung, dass „die Betheiligung an öffentlichen Ausstellungen
[…] möglichst zu beschränken sei (pag. 11), entspricht allerdings nicht der damaligen
Realität (vgl. Abschnitt 2.1.3).
1679 Ebenda, pag. 11.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken