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DIE FIDEIKOMMISSBIBLIOTHEK
1914–1919950
Unterstützungen für die Kinder (Geburt105, Ausbildung oder Urlaub106) so-
wie Zahlungen aufgrund von schwierigen familiären Lebenssituationen107
(Krankheit, Finanzierung der Uniform, Kosten bei der Einberufung)108. Die
Stellung der Aushilfsdiener wurde insofern verbessert, als diese – entgegen
der offiziellen Verlautbarung der Generaldirektion – trotz des Kriegsdiens-
tes zunächst ihr Taggeld weiterhin erhielten109 und ihr Arbeitsverhältnis
durch den Einsatz von Franz Schnürer 1917 in eine definitive Anstellung
umgewandelt werden konnte.110
Sogar dem pensionierten Kustos Johann Jureczek wurden vor und im Ers-
ten Weltkrieg finanzielle Unterstützungen zur Deckung der Gesundheits-
kosten des Ehepaars Jureczek erstattet.111 Die Sozialleistungen für Pensio-
nisten, Witwen und Waisen von ehemaligen Beamten der Generaldirektion
wurden angehoben, ebenso kamen Angehörige noch vor Kriegsende 1918 in
den Genuss von regelmäßigen Beihilfen in Form von Teuerungszulagen.112
So suchte die Witwe von Wenzel Schaffer, Amalie, in einem Majestätsgesuch
zusätzlich zu ihrer Witwenpension und Teuerungszulagen in der Höhe von
2.555 K 20 kr um eine Teuerungszulage von 300 K an. Nachdem die über
hohe Weisung eingeholte Äußerung der Polizeidirektion wohlwollend ausge-
fallen war, wurde ihr diese auch bewilligt.
Die Praxis der Begründung bzw. die Häufigkeit solcher finanziellen Un-
terstützungen ist laut Angaben des Bibliothekspersonals der enormen In-
flation der Kriegsjahre geschuldet sowie einer unzureichenden sozialen
Absicherung. Eine Veränderung dieser Vorgehensweise findet erst in der
republikanischen Ära statt, als beispielsweise Kanzlist Johann Eigenberger
1920 nach der Erkrankung seiner Frau und seines Sohnes um den Ersatz
der angefallenen Kosten ansuchte. Im September 1919 war ihm eine Bei-
105 FKBA45038: Finanzielle Unterstützung von 2.000 K für die durch die Entbindung der
Frau von Ernst Hefel, Martha, entstandenen Kosten.
106 FKBA39008: Finanzielle Unterstützung von jährlich jeweils 150 K für die Kinder von Ru-
dolf Payer von Thurn, Erwin und Margarethe, bzw. für die Ausrüstung von Sohn Erwin als
Einjährig-Freiwilliger; FKBA44019: Finanzielle Unterstützung von jährlich 200–300 K für
den Landaufenthalt der Kinder und Beihilfen für ihre Ausbildung.
107 FKBA43010: Finanzielle Unterstützung von 200 K aufgrund der Operation von Franz Po-
laks Frau.
108 FKBA43008, FKBA43011.
109 FKBA43031.
110 FKBA46080.
111 FKBA41048, FKBA44025: Finanzielle Unterstützung von 1.000 K für die Krankenkosten
der Operation infolge Mastdarmkrebses. Johann Jureczek verstirbt am 07.02.1922, obwohl
man 1921 noch über seine erneute Wiederverwendung in der Fideikommissbibliothek
nachgedacht hatte. Vgl. FKBA47088, fol. 1r.
112 FKBA46026.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken