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Schriften von Sigmund Freud - (1856–1939)
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Versprechen wörtlich nimmt, hört diese Person auf, komisch zu wirken. Ähnlich wie sonst die humoristische Lust durch Verhinderung einer Gefühlserregung entsteht sie hier durch Störung der komischen Lust. Doch entfernen wir uns mit diesen Beispielen bereits merklich von den einfachen Fällen des Humors. [69] Ein Terminus, der in der Ästhetik von F. Th. Vischer in ganz anderem Sinne verwendet wird. [70] Wenn man sich nicht scheut, dem Begriff Erwartung einigen Zwang anzutun, kann man nach dem Vorgange von Lipps ein sehr großes Gebiet des Komischen der Erwartungskomik zurechnen, aber gerade die wahrscheinlich ursprünglichsten Fälle der Komik, die aus der Vergleichung eines fremden Aufwandes mit dem eigenen hervorgehen, würden sich dieser Zusammenfassung am wenigsten fügen. [71] Man kann an dieser Formel ohne weiteres festhalten, denn sie läuft auf nichts heraus, was im Widerspruch zu früheren Erörterungen stünde. Die Differenz zwischen den beiden Aufwänden muß sich im wesentlichen auf den ersparten Hemmungsaufwand reduzieren. Das Fehlen dieser Hemmungsersparung beim Komischen und der Wegfall des quantitativen Kontrastes beim Witze würden, bei aller Übereinstimmung im Charakter der zweierlei Vorstellungsarbeit für die nämliche Auffassung, den Unterschied des komischen Gefühls vom Eindruck des Witzes bedingen. [72] Die Eigentümlichkeit der »double face« ist den Autoren natürlich nicht entgangen. Mélinand, dem ich obigen Ausdruck entnahm (›Pourquoi rit-on?‹ 1895), faßt die Bedingung für das Lachen in folgende Formel: Ce qui fait rire, c’est ce qui est à la fois, d’un côté, absurde et de l’autre, familier. Die Formel paßt auf den Witz besser als aufs Komische, deckt aber auch den ersteren nicht ganz. – Bergson (1900, S. 98) definiert die komische Situation durch die »interférence des séries«: »Une situation est toujours comique quand elle appartient en même temps à deux séries d’événements absolument indépendantes, et qu’elle peut s’interpréter à la fois dans deux sens tout différents.« – Für Lipps ist die Komik »die Größe und Kleinheit desselben«. [73] Vgl. darüber Freud, ›Hysterische Phantasien und ihre Beziehung zur Bisexualität‹, wo auch auf die Literatur zu diesem Thema verwiesen ist. [74] Die Traumdeutung, 8. Aufl., S. 242. [75] Die Traumdeutung, Kapitel VI: ›Die Traumarbeit‹. [76] S. z.  B. G.  H. v.  Schubert, Die Symbolik des Traumes, 4. Aufl. 1862, II. Kapitel: ›Die Sprache des Traumes‹. [77] Über das Phänomen der Lautumdrehung (Metathesis), welches zur Traumarbeit vielleicht noch innigere Beziehungen hat als der Gegensinn (Antithese), vgl. noch W. Meyer-Rinteln, in: Kölnische Zeitung vom 7. März 1909. [78] Es liegt auch nahe anzunehmen, daß der ursprüngliche Gegensinn der Worte den vorgebildeten Mechanismus darstellt, der von dem Versprechen zum Gegenteile im Dienste mannigfacher Tendenzen ausgenützt wird. 2677
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Schriften von Sigmund Freud (1856–1939)
Title
Schriften von Sigmund Freud
Subtitle
(1856–1939)
Author
Sigmund Freud
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
21.6 x 28.0 cm
Pages
2789
Keywords
Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
Categories
Geisteswissenschaften
Medizin
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