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Versprechen wörtlich nimmt, hört diese Person auf, komisch zu wirken. Ähnlich wie sonst die
humoristische Lust durch Verhinderung einer Gefühlserregung entsteht sie hier durch Störung der
komischen Lust. Doch entfernen wir uns mit diesen Beispielen bereits merklich von den
einfachen Fällen des Humors.
[69] Ein Terminus, der in der Ästhetik von F. Th. Vischer in ganz anderem Sinne verwendet
wird.
[70] Wenn man sich nicht scheut, dem Begriff Erwartung einigen Zwang anzutun, kann man
nach dem Vorgange von Lipps ein sehr großes Gebiet des Komischen der Erwartungskomik
zurechnen, aber gerade die wahrscheinlich ursprünglichsten Fälle der Komik, die aus der
Vergleichung eines fremden Aufwandes mit dem eigenen hervorgehen, würden sich dieser
Zusammenfassung am wenigsten fügen.
[71] Man kann an dieser Formel ohne weiteres festhalten, denn sie läuft auf nichts heraus, was im
Widerspruch zu früheren Erörterungen stünde. Die Differenz zwischen den beiden Aufwänden
muß sich im wesentlichen auf den ersparten Hemmungsaufwand reduzieren. Das Fehlen dieser
Hemmungsersparung beim Komischen und der Wegfall des quantitativen Kontrastes beim Witze
würden, bei aller Übereinstimmung im Charakter der zweierlei Vorstellungsarbeit für die
nämliche Auffassung, den Unterschied des komischen Gefühls vom Eindruck des Witzes
bedingen.
[72] Die Eigentümlichkeit der »double face« ist den Autoren natürlich nicht entgangen.
Mélinand, dem ich obigen Ausdruck entnahm (›Pourquoi rit-on?‹ 1895), faßt die Bedingung für
das Lachen in folgende Formel: Ce qui fait rire, c’est ce qui est à la fois, d’un côté, absurde et de
l’autre, familier. Die Formel paßt auf den Witz besser als aufs Komische, deckt aber auch den
ersteren nicht ganz. – Bergson (1900, S. 98) definiert die komische Situation durch die
»interférence des séries«: »Une situation est toujours comique quand elle appartient en même
temps à deux séries d’événements absolument indépendantes, et qu’elle peut s’interpréter à la
fois dans deux sens tout différents.« – Für Lipps ist die Komik »die Größe und Kleinheit
desselben«.
[73] Vgl. darüber Freud, ›Hysterische Phantasien und ihre Beziehung zur Bisexualität‹, wo auch
auf die Literatur zu diesem Thema verwiesen ist.
[74] Die Traumdeutung, 8. Aufl., S. 242.
[75] Die Traumdeutung, Kapitel VI: ›Die Traumarbeit‹.
[76] S. z. B. G. H. v.
Schubert, Die Symbolik des Traumes, 4. Aufl. 1862, II. Kapitel: ›Die
Sprache des Traumes‹.
[77] Über das Phänomen der Lautumdrehung (Metathesis), welches zur Traumarbeit vielleicht
noch innigere Beziehungen hat als der Gegensinn (Antithese), vgl. noch W. Meyer-Rinteln, in:
Kölnische Zeitung vom 7. März 1909.
[78] Es liegt auch nahe anzunehmen, daß der ursprüngliche Gegensinn der Worte den
vorgebildeten Mechanismus darstellt, der von dem Versprechen zum Gegenteile im Dienste
mannigfacher Tendenzen ausgenützt wird.
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Schriften von Sigmund Freud
(1856–1939)
- Titel
- Schriften von Sigmund Freud
- Untertitel
- (1856–1939)
- Autor
- Sigmund Freud
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 21.6 x 28.0 cm
- Seiten
- 2789
- Schlagwörter
- Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
- Kategorien
- Geisteswissenschaften
- Medizin