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↓ EMPFEHLUNGEN
1 Corona bekämpfen ohne Friedenspolitik
aufzugeben Im Schatten der Pandemie nimmt
die Gefahr zu, dass sich Gewaltkonflikte und
humanitäre Notlagen verschärfen und neue
Konflikte entstehen. Die EU und die Bundes-
regierung sollten ihre Anstrengungen in der
Friedensförderung und Konfliktbewältigung
intensivieren.
2 Europa muss Corona als Chance nutzen
Selten ist die Notwendigkeit internationaler
Kooperation deutlicher hervorgetreten als in
Zeiten der Corona-Pandemie. Für die EU, die
droht, zwischen Großmachtrivalitäten und
Partikularinteressen zerrieben zu werden,
bietet dies die Chance, multilaterale Zusam-
menarbeit zu verstärken.
3 Das EU-Krisenmanagement jetzt stärken
Zu lange war Corona-Bekämpfung Sache der
nationalen Regierungen. Dabei verdeutlicht
die Pandemie die Bedeutung internationaler
Institutionen. Deutschland sollte die weltwei-
ten Anti-Corona Maßnahmen der EU genauso
unterstützen wie innereuropäische Hilfen.
4 Klimaschutz weiterhin priorisieren und
friedensfördernd gestalten Die Klimakrise
darf nicht im Schatten der Corona-Pandemie
links liegen gelassen werden. Auch unter den
aktuellen Bedingungen müssen Maßnahmen
ergriffen werden, die die langfristigen negati-
ven Folgen des Klimawandels für den Frieden
und die menschliche Sicherheit abschwächen. 5 Keine bedingungslose Unterstützung auto-
ritärer Regime Die Bundesregierung setzt in
vielen Ländern auf Regimestabilisierung. Statt-
dessen sollte sie ihre Hilfe an die Bedingung
knüpfen, dass zivilgesellschaftliche Handlungs-
möglichkeiten gewährt werden. Dies ist ange-
sichts zunehmender Repression im Zeichen der
Corona-Pandemie umso dringlicher.
6 Fragile Gesellschaften massiv unterstützen
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit
sollte die medizinische und soziale Infrastruktur
in Krisenregionen, die von COVID-19 betroffen
sind, unbürokratisch unterstützen. Wirtschafts-
politische Konditionalitäten durch den Interna-
tionalen Währungsfond und Umschuldungs-
maßnahmen müssen gelockert werden.
7 Für den Schutz von Zivilisten sorgen Die
Bundesregierung sollte die Aussetzung huma-
nitärer Maßnahmen zurücknehmen und mit
europäischen Partnern dort diplomatische
Offensiven ergreifen, wo die Pandemie zu
humanitären Katastrophen führen könnte.
Prioritär sind die Auflösung überfüllter Flücht-
lingslager und eine Waffenruhe in Nordsyrien.
8 Stärkung der Defensive im Cyberraum Die
Bundesregierung sollte dafür werben, weltweit
Cyberattacken gegen kritische Infrastruktur
zu ächten. Die Stärkung der Cyber-Resilienz
sollte im Fokus der deutschen Strategie stehen.
Offensive Cyberaktivitäten sollten die absolute
Ausnahme bleiben.
4 2020 / Im Schatten der Pandemie: letzte Chance für Europa / STELLUNGNAHME
Friedensgutachten 2020
Im Schatten der Pandemie: letzte Chance für Europa
- Title
- Friedensgutachten 2020
- Subtitle
- Im Schatten der Pandemie: letzte Chance für Europa
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5381-0
- Size
- 21.0 x 28.5 cm
- Pages
- 162
- Keywords
- Frieden, Bewaffnete Konflikte, Sicherheit, Internationale Politik, Entwicklungszusammenarbeit, Krieg, Gewalt, Politik, Konfliktforschung, Globalisierung, Politikwissenschaft
- Category
- Recht und Politik