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Das Friedensgutachten 2020 nimmt friedenspolitische Themen auf, die vor der Corona-Pan-
demie zentral waren und dies auch bleiben – selbst wenn sie nun in den Schatten der Krise
geraten sind. Wir fordern, diese Themen nicht zu vernachlässigen: die Intensivierung des
Klimaschutzes, den Schutz von Zivilisten in bewaffneten Konflikten, den richtigen Umgang
mit Massenprotestbewegungen, eine auf Resilienz ausgerichtete Cyberstrategie, die Ein
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hegung von Großmachtrivalitäten mittels internationaler Kooperationen sowie die Bekämp-
fung digitaler Hasskulturen. Corona kann für diese Felder friedenspolitischen Handelns beides
sein: Krise, aber auch Chance. In welche Richtung sich das Pendel bewegt, ließ sich bei
Redaktionsschluss für diese Stellungnahme (30. April 2020) noch nicht zuverlässig beurteilen.
↘ KLIMASCHUTZ WEITERHIN PRIORISIEREN UND FRIEDENSFÖRDERND
GESTALTEN
Der Klimawandel ist und bleibt eine große Herausforderung für den Frieden, da er in vielen
Regionen die Lebensbedingungen beeinträchtigt, das Konfliktrisiko steigert und nachhaltige
Friedenssicherung erschwert. Die nachweisbaren Auswirkungen des Klimawandels auf Ge-
waltkonflikte sind bisher aber begrenzt. Vereinfachende Annahmen, dass der Klimawandel
notwendig zu mehr Gewalt und Krieg führe, sind nicht haltbar.
Unbestritten ist Klimawandel aber ein Stressfaktor und Risikomultiplikator in bereits kon-
fliktträchtigen Situationen, der mit steigender Erwärmung zunimmt. Dies gilt insbesondere
in Regionen, in denen bereits jetzt die Lebensbedingungen schlecht und institutionelle
Strukturen fragil sind. Die Friedensgefährdungen des Klimawandels sind daher regional
sehr ungleich verteilt. Friedenspolitische Vorsorge gegenüber Klimarisiken muss Unter-
schiede zwischen den Verursachern und den Geschädigten der Klimaveränderungen
berücksichtigen.
Traditionelle sicherheitspolitische Instrumente, insbesondere Rüstung und Militär, sind für
die Bewältigung der Klimakrise ungeeignet, belasten selbst die Umwelt und stehen einer
friedlichen Konfliktlösung im Weg. Gefordert sind Politiken und Instrumente, mit denen eine
kooperative Bewältigung des Klimaproblems und eine nachhaltige Friedenssicherung
erfolgen können. Insbesondere Maßnahmen an der Schnittstelle von Klima-, Entwicklungs-
und Friedenspolitik müssen abgestimmt werden. Frühwarnung, Krisenprävention und
Analyse friedensrelevanter Auswirkungen des Klimawandels sollten gestärkt werden. Eine
zivile Klimapolitik aus Emissionsvermeidung und Klimaanpassung muss konfliktsensitiv sein,
um unbeabsichtigte negative Folgen zu vermeiden.
Die Corona-Pandemie ist eine große Herausforderung für globale Bemühungen um den Kli-
maschutz. Aktuelle Eindämmungsmaßnahmen der Corona-Verbreitung führten als Nebenef-
fekt zwar punktuell zu einer verbesserten Umweltbilanz, sind jedoch nicht nachhaltig. Der
bereits wahrnehmbare Verlust an Aufmerksamkeit für globale Klimaschutzpolitik und eine Friedenspolitik darf
trotz Corona-Pande-
mie nicht vernachläs-
sigt werden
Klimawandel:
Stressfaktor in
konfliktträchtigen
Situationen
Klimapolitik muss
konfliktsensitiv sein 7
friedensgutachten / 2020
Friedensgutachten 2020
Im Schatten der Pandemie: letzte Chance für Europa
- Title
- Friedensgutachten 2020
- Subtitle
- Im Schatten der Pandemie: letzte Chance für Europa
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5381-0
- Size
- 21.0 x 28.5 cm
- Pages
- 162
- Keywords
- Frieden, Bewaffnete Konflikte, Sicherheit, Internationale Politik, Entwicklungszusammenarbeit, Krieg, Gewalt, Politik, Konfliktforschung, Globalisierung, Politikwissenschaft
- Category
- Recht und Politik