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Frühe hängeBrücken in der Alten Welt in eurAsien und AFrikA
Rotang-Brücken in Südostasien
Die abgebildete Rotang-Hängebrücke ist über den
Salu Manio Fluss im Takalekadja Gebirge gespannt
(Neudeck 1923:394). Rotang (auch “Calamus rotang“
oder auch als Rattan bekannt) wächst auch in Ostindien,
in Myanmar, mehreren Teilen Indonesiens und auf Bor-
neo. Calamus rotang ist ein Rankengewächs von be-
sonders hoher Zugfestigkeit, Zähigkeit und Elastizi-
tät, das in Sumatra bis zu über 300 m Länge erreichen
kann (Horner 1839:227). Daher ist es unter anderem
für die Konstruktion sehr leicht gebauter Hängebrücken
prädestiniert.
Im vorliegenden Fall könnte es sich eventuell um eine
Kombination von Rotang und längs aufgeschnittenen
Bambusstangen handeln, die sich vor allem für die
Gehflächen solcher Brücken sehr gut eignen, weil sie
leicht, elastisch und zugleich auch eine hohe Stabili-
tät aufweisen. Daher wird Flachbambus auch gerne für
Fußböden in Wohnhäusern als Geflecht verwendet.
Werden solche aufgeschnittenen und flachgepressten
Bambusbretter auch noch miteinander verflochten, so
sind sie sehr tragfähig und zugleich elastisch. Im Foto
sieht es so aus, als ob die Rotang-Ellipsen und Halb-
ellipsen mit dem vermuteten Bambus verflochten wurden.
Bei dieser Brücke besticht besonders die Ästhetik ihrer
Formgebung. Mit ihrem stehend-elliptischen Profil für
den Brückengang, bei dem jeweils die untere Hälfte
auch gegen seitliches von der Gehfläche Kippen ge-
sichert ist, wirkt die Form streng und mit der perspektivi-
schen Wirkung in der Längsachse fast wie ein von der
Seite betrachtetes Spinnennetz.
Mehrere Autoren berichten davon, dass die Rotang-
Hängebrücken bei der Begehung stark schwanken
und auf Grund ihrer Leichtigkeit auch schon bei leich-
tem Wind zu schwingen beginnen. Gegen zu starkes
Schwingen wurden sie meist durch seitliche, etwa ho-
rizontal geführte Zugseile unter 45° zur Mitte hin am
Ufer gesichert. Abb.: 67
Die Aufnahme zeigt eine Person
auf einer Rotangbrücke mit el-
liptischen, stehenden Ringen, die
aufgrund des Materials von un-
glaublicher Zartheit sind.
Foto: Deutsches Museum in
München, Anonymus, vor 1923
(
Neudeck 1923:394, Abb.: 470)
Frühe Brücken
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Title
- Frühe Brücken
- Subtitle
- Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Author
- Hasso Hohmann
- Publisher
- Technische Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-833-2
- Size
- 20.0 x 27.0 cm
- Pages
- 306
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen