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Frühe Brücken
Stelle wieder einen Donauübergang geschaffen würde.
In diesem Zusammenhang wurde der Anfang der Brü-
cke mit den Fundamenten der zwei Brückenportale
auf beiden Seite archäologisch freigelegt und unter-
sucht. Beide archäologische Zonen werden außerdem
jeweils durch einen Damm gegen eine weitere Über-
flutung durch die Donau geschützt. Man fand beide
Fundamente der einst hoch aufragenden Brücken-
portale und jeweils drei weitere enger stehende Funda-
mente von Pfeilern am Beginn der einstigen Trajans-Brü-
cke. Die Distanzen waren hier so gering, dass sie wohl
mit aus Ziegeln gemauerten Bögen überspannt waren.
Dazu gibt es auch sehr detaillierte Dokumentationen
der Archäologen. Hölzerne Segmentbogenbrücke
in Khaiféng in China
Die ausgedehnte Stadtdarstellung der Stadt Khaiféng
aus der Zeit um 1125 mit der Wiedergabe des “Früh-
lingsfestes“ vom Maler Chang Chai-Tuan, die in Peking
im Palastmuseum in der “Verbotenen Stadt“ ausgestellt
ist, stellt neben vielem anderen auch eine hölzerne
Segmentbogenbrücke aus dieser Zeit dar. Die Dar-
stellung wurde immer wieder kopiert. Eine sehr gute
handangefertigte, mehr als acht Meter lange Kopie
mit Tusche in mehreren Farben auf Seide liegt im Archiv
des Autors in Graz.
Die wiedergegebene Brücke überspannt nach An-
gaben einiger Publikationen (Jurecka 1979:38, Abb.
14) den Huáng Hé Fluss, den “Gelben Fluss“. Dessen
Breite misst im Raum Khaiféng mindestens einen Kilo-
meter. Daher kann es sich nur vielleicht um einen Seiten-
arm oder Nebenfluss des Huáng Hé, vielleicht aber
auch um einen damaligen Kanal in der Darstellung han-
deln. Auch heute noch liegt die Stadt Khaiféng der Ge-
fährdung durch die Hochwasser des großen Stromes
wegen etwa fünf Kilometer südlich des Huáng Hé. Im
Laufe der Geschichte wurde Khaiféng dennoch mehr-
fach durch verheerende Hochwasser trotz der großen
Distanz zum Gelben Fluss fast völlig zerstört.
Die Brücke wurde über Steinsockeln auf beiden Sei-
ten des Gewässers als Holzkonstruktion in Form eines
Segmentbogens errichtet. Sie soll zwischen 1032 und
1033 gebaut worden sein und auch noch 50 Jahre spä-
ter völlig funktionsfähig und nicht restaurierungsbedürftig
gewesen sein. Ähnliche, aber weniger weit gespannte
gewölbte Holzbrücken soll es laut Berichten seit dem
4. und 5. Jahrhundert n. Chr. in ganz China gegeben
haben. Es wird auch von mehrbogigen Brücken be-
richtet. Einige sollen auch mit Hilfe der Kragtechnik aus
Holz über sehr hohen Steinpfeilern konstruiert gewesen
sein, so dass die Schifffahrt durch diese Brücken nicht
behindert wurde. Schon damals stattete man in mehre-
ren Fällen die Holzbrücken auch mit einem Dach aus,
um ihre Lebensdauer zu erhöhen (Jurecka 1979:39).
Frühe Brücken
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Title
- Frühe Brücken
- Subtitle
- Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Author
- Hasso Hohmann
- Publisher
- Technische Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-833-2
- Size
- 20.0 x 27.0 cm
- Pages
- 306
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen