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Frühe Brücken - Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
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278 Frühe Brücken Machbarkeitsgrenzen und war auch darauf ausgelegt, Eindruck zu machen. Riesige aufgeständerte Aquäduk- te durchzogen die Städte und versorgten sie mit großen Mengen an Trinkwasser. Das alles sind druckbeanspruchte Konstrukionen, die das Denken der Menschen beeindruckten, sich in die Gehirne eingeprägt haben und das Denken zumindest tendenziell bis weit in die Neuzeit beeinflussten. Natür- lich gab es daneben auch Zugbeanspruchtes bei den Bauten der Römer. Die zur Beschattung des Kolosseums von seinem oberen Rand weit in Richtung Zentrum der Anlage vorkragenden langen Stangen, über die weit- gespannte Textilien heruntergelassen werden konnten, waren zugbeansprucht. Sie waren aber nur sekundä- re Architekturelemente. Der Autor ist davon überzeugt, dass sich auch die Kettenbrücken vor allem des Den- kens in druckbeanspruchten Konstruktionen wegen in Europa für so unglaublich lange Zeit nicht durchsetzen konnten. Sie passten nicht in ihr Denkschema. Umgekehrt verhielt es sich mit den druckbeanspruchten Tonnengewölben und Schlusssteinbögen in der Neuen Welt. Diese zumindest seit dem Beginn unserer Zeit- rechnung immer wieder zu findenden Baukonstruktionen waren offenbar jeweils singuläre Erfindungen, die sich aber nicht durchsetzen konnten, weil dort das Denken in zugbeanspruchten Konstruktionen viel zu stark ver- haftet war. Gräser, Ketten und Drähte Als sich dann aber in Europa um 1900 die Hänge- brücken endlich durchzusetzen begannen, ging das zugleich mit einer Neuerfindung einher. Der neue Hängebrückentypus verwendete Drähte und Draht- seile statt Ketten. Die Drähte wurden immer fester und widerstandsfähiger und bald zu tragenden Kabeln ver- arbeitet und leiteten eine ungeahnte, damals kaum ab- sehbare Entwicklung ein. Das geschah in einer Zeit- phase, in der sich die eigentlich schon fast 2000 Jahre alte Technik der chinesischen Schmiedeeisenketten- brücken in Europa erstmals durchsetzte. Die Drahtkabel hingegen waren ein wirklich neues Element in der Ent- wicklung von Hängebrücken. Die Entwicklung ging von geflochtenen Gräsern über geschmiedete Ketten zu Eisenkabeln hin zu immer leistungsfähigeren Stahlkabeln. Es war also im Wesent- lichen eine Frage des eingesetzten Brückenmaterials, wie lang die Brücken halten und wie weit sie gespannt werden können. Die mangelhafte Tragfähigkeit war es auch, die sowohl in der Neuen Welt wie auch in der Alten Welt dazu führte, dass es zunächst keine Trennung zwischen Trag- seilen und Laufebene geben konnte. Die Handlauf- und die Laufebenentaue mussten parallel zueinander durch- hängen. Erst, als die Seile tragfähiger wurden, vollzog sich auch der Prozess der Trennung zu Tragkabeln und angehängten Laufebenen. Es dürfte noch eine ge- wisse Zeit gebraucht haben, bis die Laufebene nicht mehr durchhing und eben wurde, wie in Freiburg in der Schweiz, oder sogar leicht bombiert geführt angehängt wurde, wie bei vielen modernen Hängebrücken des ausgehenden 20. Jh.. Beim Wechsel vom einen zum nächsten Baumaterial für Hängebrücken dürfte vielfach zunächst der jeweils ältere Brückentypus im neuen Material nachgebaut worden sein, wofür die Kettenbrücke bei Lhasa aus dem Jahr 1430 und auch die in Nordostnepal spre- chen. Im Himalaya dürfte sich die alte Form der Brü- cken aus vergänglichem Material noch relativ lange gehalten haben. Sobald man aber höhere Portaltürme baute, erkannte man die Möglichkeiten und auch sta- tischen Chancen einer Trennung von Tragkabeln und Nutzebenen, die sich aus dem neuen Werkstoff und seiner deutlich höheren Zugaufnahmefähigkeit ergaben. So dürfte die in China im 1. Jh. geschmiedete Kintany Kettenbrücke noch durchgehangen haben, was ange- sichts der Anzahl an Ketten und der Beschreibung, dass ihre hölzerne Nutzfläche über den Ketten montiert war, angenommen werden darf. Die Vielzahl an Berichten über spätere Kettenbrücken hingegen ergibt, dass bei diesen die Laufebenen jeweils an zwei geschmiedeten Ketten angehängt wurden. Es gab also schon eine Tren- nung in tragende Ketten und angehängte Laufflächen. Aber die Möglichkeit, die Lauffläche durch höhere Portaltürme eben zu gestalten, wurde wohl noch nicht so bald erkannt und realisiert. Es gab also eine klare Trennung zwischen tragenden Ketten und angehängten Nutzflächen, was bei der Chushul-Chakzam-Kettenbrücke südwestlich von Lhasa gut zu sehen war. Dass diese Trennung schon bald
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Frühe Brücken Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
Title
Frühe Brücken
Subtitle
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
Author
Hasso Hohmann
Publisher
Technische Universität Graz
Location
Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-833-2
Size
20.0 x 27.0 cm
Pages
306
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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