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oben Druckkräfte wirken, in ein Fachwerk zerlegen. Bei
diesem verbleibt dann oben ein T-förmiges Profil und
unten ein umgekehrtes T-förmiges Profil vom ursprüng-
lichen Träger. Dazwischen werden vertikale Abstand-
halter und zusätzlich zur Aufnahme von Druck- bzw.
Zugkräften symmetrisch zur vertikalen Symmetrieachse
des Trägers Diagonalstäbe in die entstehenden Felder
eingeschweißt. Wenn die Diagonalstäbe zum unteren
Mittelpunkt des Trägers weisen, nehmen sie Zugkräfte
auf; steigen die Diagonalstäbe zur Mitte hin jeweils an,
so übernehmen sie Druckkräfte. In sehr vielen Fällen
werden bei den Fachwerkträgern Kreuzverstrebungen
eingeschweißt, eingenietet oder eingeschraubt, die
dann beides aufnehmen.
Hängebrücke
Hängebrücken können sehr unterschiedlich konstruiert
sein. Der älteste Typus brauchte noch sehr dicke Taue
mit einem relativ hohen Eigengewicht und einer recht
geringen Tragfähigkeit und Lebensdauer. Daher konn-
te man noch nicht zwischen tragenden Tauen und ab-
gehängtem Brückendeck trennen. Die Handlauftaue
und die Laufflächentaue dieser Brücken verliefen daher
noch parallel durchhängend zueinander.
Bei den Hängebrücken mit strak durchhängenden Trag-
kabeln und angehängter, horizontaler Nutzebene gibt
es “echte Hängebrücken“, bei denen auf beiden Sei-
ten an den Brückenenden die Zugkräfte mit den Trag-
kabeln in den Boden geleitet werden, und “falsche
bzw. unechte Hängebrücken“, bei denen der Zug der
Seile an den Brückenenden an die entsprechend kons-
truierte Fahrbahnplatte abgegeben wird, so dass hier-
durch zum Teil erhebliche horizontale Druckkräfte auf
die Fahrbahn wirken.
Hängefachwerk
Das einfachste Hängefachwerk besteht aus einem ho-
rizontalen Holzbalken, auf dem zwei an dessen Enden
bei ausreichend “Vorholz“ verankerte Strebebalken
stehen, die über der Mitte des liegenden Balkens mit-
einander verbunden sind. Von dieser Verbindung hängt
ein auf Zug beanspruchter vierter Balken, der auch
Pfosten genannt werden kann, der unten mit der Mitte
des langen horizontalen Balkens verbunden ist.
Dieser horizontale Balken würde gewöhnlich frei über
eine größere Distanz gespannt durchhängen. Daher wird er nun aber an die Konstruktion oberhalb an-
gehängt. Zwei solche Hängefachwerke nebeneinander
können bereits eine kurze Brücke zwischen sich tragen.
Dies ist zugleich auch die einfachste Form eines so-
genannten Sprengwerks. Solche Sprengwerke wurden
viel bei Brücken, aber auch in weitgespannten Dach-
stühlen verwendet.
Hänger
Die vertikalen dünnen Stahlseile, die von den tragenden
Stahlkabeln einer Hängebrücke senkrecht nach unten
hängen und an denen die Nutzfläche der Brücke hängt,
werden auch als Hänger bezeichnet.
Holländerklappbrücke
Überall, wo Segelschiffe mit meterhohen Masten eine
niedrige Straßenbrücke kreuzen, gibt es Probleme mit
der lichten Höhe unter der Brücke und den hohen Mas-
ten der Segelboote. Daher hat man bereits früh Klapp-
brücken mit Gegengewichten erfunden, die von nur
einer Person mit nur geringem Kraftaufwand geöffnet
werden können.
Seit wann es diese Klappbrücken gibt, ist eher schwer
zu ermitteln. Vielfach werden sie in der Literatur als
Holländerklappbrücken bezeichnet. Dass solche Brü-
cken nicht nur in den Niederlanden zu finden waren
und sind, ist an Hand der weltberühmten Gemälde von
Vincent van Gogh “Zugbrücke in Arles“ leicht zu be-
legen. Die Zugbrücke malte van Gogh mehrfach und
sie stimmt in allen Details mit denen in Norddeutsch-
land, in Belgien und auch in den Niederlanden über-
ein. Anfang des 19. Jh. gab es sie jedenfalls noch weit
verbreitet.
Kabel
Die haupttragenden, oft aus vielen Stahldrähten be-
stehenden Seile einer modernen Hängebrücke werden
oft nur als “Kabel“ bezeichnet. Sie sind über die hohen
Portale oder Pylone einer Hängebrücke gespannt. Von
ihnen gehen dann die vertikalen Hänger, deutlich dün-
nere Stahlseile, nach unten ab, welche das Brücken-
deck, die Fahrbahn etc. tragen.
Kastenträger
Bei Stahlträgern von kurzen Brücken, aber auch bei
Stahlbogenbrücken werden mitunter Kastenprofile ein-
gesetzt (siehe: Murbrücke bei Knittelfeld). Hierbei wird
Frühe Brücken
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Title
- Frühe Brücken
- Subtitle
- Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Author
- Hasso Hohmann
- Publisher
- Technische Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-833-2
- Size
- 20.0 x 27.0 cm
- Pages
- 306
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen