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gen unter zweimal neunzig oder hundertachtzig Graden aus;
das taltbrüchige, faulbrüchige oder rohbrüchige Eisen bricht nach
der Größe seines Fehlers verhältnißmäßig früher, bisweilen
schon bei dem crstcn Zurückbiegen, und wenn es sehr schlecht
ist, sogar schon bei der eisten Abbiegung. Die Anzahl der Bie-
gungen gibt demnach ein scharfes Maß der Fehler des Eisens,
die man schon aus dem äußern Ansehen ihrer Art nach erkannt
haben wird.
Die Vruchflache, welche man bei diesem langsamen Ab-
biegen erhält, ist fast immer faserig, und durch die wiederhohl-
ten gegenseitigen Verschiebungen der Fasern ganz verrieben aus-
sehend. Um demnach zur Beurtheilung eine reine Vruchstäche
zu erhalten, haue man den Stab, einige Zoll hinter der er-
littenen Biegung, mit einem scharfen Meißel bei zwei Linien
ein, und breche ihn sodann an dieser Stelle ab, was nun ziem-
lich leicht erfolgt. Bricht hierbei der Stab glatt ab, und ist
der Bruch weiß, grobkörnig bis blättrlg und stark glänzend, so
ist das Eisen taltbrüchig, wenn die weiße Farbe ins Bläuliche,
oder verbrannt, wenn dieselbe ins Gelbliche spielt. Ist der
Bruch lichtgrau und feinkörnig, so ist das Eisen hart; ist er
dunkclgrau, mattglänzend, kurz- und dickfaserig, so gehört er faul-
brüchigem Eisen an; ist die Faser aber fein, lang und licht,
so beweist es ein weiches Eisen. Ist der Bruch ungleich, dunkel
«nd licht, körnig und sehnig, so ist das Eisen rohbrüchig; in-
dessen beweisen ungleiche Bruchstellen nicht immer ein unglei-
ches Eisen, denn die rascher gebrochenen Stellen werden immer
mehr körnig, die langsam gerissenen hingegen mehr faserig seyn,
wenn gleich das Eisen vollkommen gleichartig war, worüber das
Verhalten beim Biegen selbst Aufschluß geben muß. Durch
kaltes Ueberhämmeln brüchig gewordenes Eisen unterschei«
det sich von dem eigentlichen kaltbrüchigen Eisen dadurch i»
Vruche, daß es kein weißes, grobes, stark glänzendes, son«
dern ein kleines, gedrängtes, grau glänzendes Korn zeigt; noch
bestimmter unterscheidet es sich von dem faulbrüchigen Eisen,
welches nicht körnig, sondern kurz- und dickfaserig, dunkel un5
glanzlos aussieht. Man kann daher im Allgemeinen sagen, laj
Gemeinfaßliche Darstellung der Stabeisen u. Stahlbereitung in Frischherden
in den Ländern des Vereins zur Beförderung und Unterstütztung der Industrie und Gewerbe in Innerösterreich, dem Lande ob der Enns und Salzburg
- Title
- Gemeinfaßliche Darstellung der Stabeisen u. Stahlbereitung in Frischherden
- Subtitle
- in den Ländern des Vereins zur Beförderung und Unterstütztung der Industrie und Gewerbe in Innerösterreich, dem Lande ob der Enns und Salzburg
- Author
- Peter Tunner
- Publisher
- C. Tanzer'schen Schriften
- Location
- Graz
- Date
- 1846
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.09 x 19.47 cm
- Pages
- 540
- Keywords
- Stahlindustrie, Stahlwirtschaft
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen