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auch stets von der Verfassung dieser Menschen abhängt. Dies bedeutet, dass
hier die Grenzen der wissenschaftlichen Objektivität sichtbar und nutzbar
gemacht werden (Vilsmaier/Lang 2014: 93–94). Transformative Forschung und
Bildung im Forschungsmodus 2 nach Gibbons und Nowotny soll auch als
Forschungsprinzip in der transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung zur
Geltung gebracht werden:
„Ziel transdisziplinärer Nachhaltigkeitsforschung ist nicht, einzig wis-
senschaftlich fundierte Antworten auf drängende gesellschaftliche Her-
ausforderungen zu liefern, sondern Prozesse zu gestalten, die vielfältige
Aufgaben erfĂĽllen. In erster Linie handelt es sich um Lernprozesse, in
denen WissenschaftlerInnen unterschiedlicher Disziplinen wie Vertre-
terInnen nicht-wissenschaftlicher Gesellschaftsbereiche [...] gemeinsam
von- und miteinander lernen, um eine Situation oder ein Phänomen in
seiner Komplexität zu verstehen und zu verändern.“ (ebd.: 91)
Um diesem Ziel näherzukommen, gilt es, an den Universitäten Räume
Forschenden Lernens zu gestalten, wo sich Lehrende und Lernende als For-
scher_innen begreifen und über den universitären Rahmen hinaus wirken
können. Dadurch könnte das Wesen der Universität, wie es Jürgen Mittelstraß
beschreibt, bewahrt werden (MittelstraĂź 2008: 13).
1.4.2 FORSCHENDES LERNEN IM RAHMEN EINER
MULTIPLEN FALLSTUDIE
Das Konzept des Forschenden Lernens hat sich seit seiner EinfĂĽhrung in den
1970er-Jahren nicht umfassend durchgesetzt, es wird jedoch seit 2007/8 im
deutschsprachigen Raum wieder intensiver thematisiert und gefördert (Huber
2009: 5). In meinem universitären Umfeld in Wien und Lüneburg wurde mir
als Lektorin und Doktorandin ermöglicht, Forschendes Lernen als Bindeglied
zwischen meiner Forschung und meiner Lehrtätigkeit zur Anwendung zu
bringen. Als Lehrende hatte ich dadurch mehrmals Gelegenheit, Konzepte fĂĽr
Lehrveranstaltungen zu entwickeln und umzusetzen, in denen ich mich dem
Bankierssystem der Erziehung entziehen konnte. Ich betrachte Forschendes
Lernen als hochschuldidaktisches Äquivalent zur problemformulierenden Bil-
dung bzw. conscientizacĂŁo (Freire 1980, 1981), wie sie Paulo Freire als Gegen-
konzept zum Bankierssystem im Bereich der Erwachsenenbildung entwickelt
hat. Es erwies sich fĂĽr mich als geeignetes Konzept fĂĽr das Setting einer mul-
tiplen Fallstudie im empirischen Teil meiner Forschungsarbeit, da es sich
durch die konstruktivistische Verfasstheit sehr gut mit dem Forschungsstil der
Reflexiven Grounded Theory kombinieren lässt. Der Fallstudienansatz bietet
zudem eine geeignete Struktur, um anhand einer empirischen Untersuchung
Gruppenprozesse von Studierenden auch mit diesen Studierenden zusammen
auf dialogische und reflexive Weise zu erforschen. Hierbei ziehe ich eine
multiple Fallstudie einer einfachen vor, da bei einer einfachen Fallstudie die
kontextuelle Vielfalt ausgeblendet wäre, wodurch die Erkenntnisse nur in
geringem Ausmaß nachvollziehbar und generalisierbar gemacht werden kön-
nen (Yin 2009: 60–61).
Generative Bildarbeit
Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
- Title
- Generative Bildarbeit
- Subtitle
- Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
- Author
- Vera Brandner
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5008-6
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 276
- Keywords
- Forschendes Lernen, Fotografische Praxis, Methodik, Generative Bildarbeit, Grenzarbeit, Kulturelle Differenz, Praxeologie, Selbstversuch, Reflexive Grounded Theory, Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmungen, Situationalität, Reflexivität
- Category
- Medien