Seite - 36 - in Generative Bildarbeit - Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
Bild der Seite - 36 -
Text der Seite - 36 -
36
auch stets von der Verfassung dieser Menschen abhÀngt. Dies bedeutet, dass
hier die Grenzen der wissenschaftlichen ObjektivitÀt sichtbar und nutzbar
gemacht werden (Vilsmaier/Lang 2014: 93â94). Transformative Forschung und
Bildung im Forschungsmodus 2 nach Gibbons und Nowotny soll auch als
Forschungsprinzip in der transdisziplinÀren Nachhaltigkeitsforschung zur
Geltung gebracht werden:
âZiel transdisziplinĂ€rer Nachhaltigkeitsforschung ist nicht, einzig wis-
senschaftlich fundierte Antworten auf drÀngende gesellschaftliche Her-
ausforderungen zu liefern, sondern Prozesse zu gestalten, die vielfÀltige
Aufgaben erfĂŒllen. In erster Linie handelt es sich um Lernprozesse, in
denen WissenschaftlerInnen unterschiedlicher Disziplinen wie Vertre-
terInnen nicht-wissenschaftlicher Gesellschaftsbereiche [...] gemeinsam
von- und miteinander lernen, um eine Situation oder ein PhÀnomen in
seiner KomplexitĂ€t zu verstehen und zu verĂ€ndern.â (ebd.: 91)
Um diesem Ziel nÀherzukommen, gilt es, an den UniversitÀten RÀume
Forschenden Lernens zu gestalten, wo sich Lehrende und Lernende als For-
scher_innen begreifen und ĂŒber den universitĂ€ren Rahmen hinaus wirken
können. Dadurch könnte das Wesen der UniversitĂ€t, wie es JĂŒrgen MittelstraĂ
beschreibt, bewahrt werden (MittelstraĂ 2008: 13).
1.4.2 FORSCHENDES LERNEN IM RAHMEN EINER
MULTIPLEN FALLSTUDIE
Das Konzept des Forschenden Lernens hat sich seit seiner EinfĂŒhrung in den
1970er-Jahren nicht umfassend durchgesetzt, es wird jedoch seit 2007/8 im
deutschsprachigen Raum wieder intensiver thematisiert und gefördert (Huber
2009: 5). In meinem universitĂ€ren Umfeld in Wien und LĂŒneburg wurde mir
als Lektorin und Doktorandin ermöglicht, Forschendes Lernen als Bindeglied
zwischen meiner Forschung und meiner LehrtÀtigkeit zur Anwendung zu
bringen. Als Lehrende hatte ich dadurch mehrmals Gelegenheit, Konzepte fĂŒr
Lehrveranstaltungen zu entwickeln und umzusetzen, in denen ich mich dem
Bankierssystem der Erziehung entziehen konnte. Ich betrachte Forschendes
Lernen als hochschuldidaktisches Ăquivalent zur problemformulierenden Bil-
dung bzw. conscientizacĂŁo (Freire 1980, 1981), wie sie Paulo Freire als Gegen-
konzept zum Bankierssystem im Bereich der Erwachsenenbildung entwickelt
hat. Es erwies sich fĂŒr mich als geeignetes Konzept fĂŒr das Setting einer mul-
tiplen Fallstudie im empirischen Teil meiner Forschungsarbeit, da es sich
durch die konstruktivistische Verfasstheit sehr gut mit dem Forschungsstil der
Reflexiven Grounded Theory kombinieren lÀsst. Der Fallstudienansatz bietet
zudem eine geeignete Struktur, um anhand einer empirischen Untersuchung
Gruppenprozesse von Studierenden auch mit diesen Studierenden zusammen
auf dialogische und reflexive Weise zu erforschen. Hierbei ziehe ich eine
multiple Fallstudie einer einfachen vor, da bei einer einfachen Fallstudie die
kontextuelle Vielfalt ausgeblendet wÀre, wodurch die Erkenntnisse nur in
geringem Ausmaà nachvollziehbar und generalisierbar gemacht werden kön-
nen (Yin 2009: 60â61).
Generative Bildarbeit
Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
- Titel
- Generative Bildarbeit
- Untertitel
- Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
- Autor
- Vera Brandner
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5008-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 276
- Schlagwörter
- Forschendes Lernen, Fotografische Praxis, Methodik, Generative Bildarbeit, Grenzarbeit, Kulturelle Differenz, Praxeologie, Selbstversuch, Reflexive Grounded Theory, Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmungen, SituationalitÀt, ReflexivitÀt
- Kategorie
- Medien