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Generative Bildarbeit - Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
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114 den weiteren Verlauf des Forschungsprozesses und seine inhaltliche Aus- richtung beeinflussen. Diese Methoden werden hauptsächlich in Bereichen der Soziologie und Psychologie, Ethnomethodologie, Pflegewissenschaften, Gesundheitsforschung und Entwicklungsforschung angewendet. Anhand ihrer unterschiedlichen Entstehungsgeschichte lassen sich diese Methoden voneinander differenzieren. So handelt es sich bei der reflexiven/partizipati- ven Fotobefragung um eine Weiterentwicklung von Fotointerview- und Foto- elizitations-Methoden mit höherem partizipativem und prozesshaftem Cha- rakter. Im Gegensatz dazu hat sich der Photo Novella/Photovoice-Ansatz aus einem bildungspolitisch, feministisch und fotokritisch motivierten Praxisfeld herausgebildet (Burris/Wang 1997: 370). Als elementare Herausforderung stellt sich dabei die Frage, wie Menschen an der Erforschung und damit zugleich der Gestaltung ihrer sozialen Wirklichkeiten und Umgebungen beteiligt wer- den können. Ziel ist es, dass die Teilnehmer_innen durch ihre eigene fotografi- sche Praxis ihre Bedürfnisse ermitteln, Situationen von Marginalität visuali- sieren, dabei kollektives und dialogisches Handeln fördern und sich damit an politische Entscheidungsträger_innen und die Öffentlichkeit wenden (Burris/ Wang 1994: 171ff.). Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen dem Ansatz der Photo Novella/Photovoice und jenem der reflexiven Fotografie/partizipativen Fotobefragung lassen sich anhand der beispielhaften Ausführungen von Laura Lorenz und Bettina Kolb (2009) gut nachvollziehen. Sie beschreiben exemplarisch den Prozess der reflexiven Fotobefragung anhand eines Projek- tes in Fez/Marokko, und den Photovoice-Ansatz anhand eines Projektes in Massachusetts/USA. Beide Projekte wurden im Bereich der Gesundheitsvor- sorge durchgeführt. Partizipative/reflexive Fotobefragung Im ersten Beispiel (Lorenz/Kolb 2009: 264–268) geht es um Menschen in Fez, die im Umkreis einer traditionel- len Badeanstalt lebten und diese auch besuchten. Das Forschungsprojekt war in ein größeres Forschungsprogramm eingebettet, das in vier weiteren Ländern (Algerien, Ägypten, Syrien und Türkei) umgesetzt wurde. Ziel des Gesamtprogramms war es, Strategien für die Zukunft der Hammams und ihrer Umgebung zu erarbeiten. Es ging konkret darum, herauszufinden, wie die Menschen vor Ort ihr Hammam bewerteten und welche Rolle es in ihrem täglichen Leben und in der Gesundheitsvorsorge einnahm. Das Forschungs- projekt in Fez wurde von einem interdisziplinären Team umgesetzt, das neben der partizipativen Fotobefragung noch verschiedene andere qualitative Methoden einsetzte. Voraussetzung für die Umsetzung war die Zusammen- arbeit mit einer Partnerorganisation vor Ort. Das Projekt wurde methodisch wie folgt angelegt: Fünf Teilnehmer_innen, Menschen, die im Umfeld des Hammams lebten, wurden von Mitarbeiter_innen der Partnerorganisation ausgewählt. Sie erhielten Einwegkameras und wurden gebeten, positive und negative Aspekte des Hammams zu fotografieren. Dadurch wurden im Projekt in Fez 120 Fotos generiert. Zu diesen Fotos wurden Interviews gemacht, parallel dazu fanden Feldbeobachtungen statt. Die Interviews zu den Fotos wurden transkribiert und analysiert. Der Prozess führte unter ande- rem zur Erkenntnis, dass die traditionelle Badeanstalt in Fez im Vergleich zu jenen in den anderen Projektländern besser in das moderne Leben vor Ort
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Generative Bildarbeit Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
Title
Generative Bildarbeit
Subtitle
Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
Author
Vera Brandner
Publisher
transcript Verlag
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-5008-6
Size
14.8 x 22.5 cm
Pages
276
Keywords
Forschendes Lernen, Fotografische Praxis, Methodik, Generative Bildarbeit, Grenzarbeit, Kulturelle Differenz, Praxeologie, Selbstversuch, Reflexive Grounded Theory, Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmungen, Situationalität, Reflexivität
Category
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