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fahren zusprechen wĂŒrde, hĂ€lt sich dieser Mythos. Dies zeigt sich vor allem
im Umgang mit Körperbildern, wenn Dargestelltes als natĂŒrlich gegeben
und losgelöst von seiner sozialen Verfasstheit betrachtet wird. Mit anderen
Worten: Hier kommt es durch bildgebende Verfahren zur Naturalisierung
von Geschlechterrollen und ethnischen Differenzen (Schade/Wenk 2005).
In solchen Situationen dient die Fotografie lediglich der Affirmation vorhan-
dener imaginierter Bilder und in weiterer Folge der Reproduktion von bestehen-
den MachtverhÀltnissen und Asymmetrien. Werden die drei zentralen TÀtig-
keiten im fotografischen Spannungsfeld â das Fotografieren, das Posieren
und Anschauen â einseitig bestimmten Personengruppen fix zugeschrieben,
bleiben die BeziehungsverhÀltnisse der Beteiligten starr. Die einen haben
als Subjekte die Möglichkeit zu handeln, die anderen fungieren als Objekte.
In fixierter Form setzen sich diese Positionierungen als Stereotype im Sinne
von Homi Bhabha fest:
âThe stereotype is not a simplification because it is a false representa-
tion of a given reality. It is a simplification because it is an arrested,
fixated form of representation that, in denying the play of difference
[...], constitutes a problem for the representation of the subject in
significations of psychic and social relations.â (2004: 107)
Bhabha definiert Stereoptype als vereinfachte Darstellung, da sie die Beweg-
lichkeit und Vielfalt ausblenden, die mit jeder sozialen Interaktion einher-
gehen. Eine einseitige und unreflektierte Begegnung zwischen operator,
spectator und spectrum (Barthes 1985: 17) fĂŒhrt zu unzĂ€hligen solcher fixierter
Bilder. Es entstehen Situationen, wie sie Bhabha in Anlehnung an Jacques
Lacan mit dem Scopic Drive beschreibt (2004: 109; Lacan 1978: 73â75). Es
finden Blickwechsel und Begegnungen statt, aber die beteiligten Menschen
gehen nicht aufeinander ein. Der Scopic Drive ist demnach
â[...] the drive that represents the pleasure in ,seeingâ, which has the
look as its object of desire, is related both to the myth of origins, the
primal scene, and to the problematic of fetishism and locates the
surveyed object within the âimaginaryâ relation.â (Bhabha 2004: 109)
Im Scopic Drive blicken die einen von einem vermeintlich ursprĂŒnglichen
Standpunkt aus auf die Anderen als Objekte, ohne eine Entgegnung zu suchen.
Generative Bildarbeit
Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
- Title
- Generative Bildarbeit
- Subtitle
- Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
- Author
- Vera Brandner
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5008-6
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 276
- Keywords
- Forschendes Lernen, Fotografische Praxis, Methodik, Generative Bildarbeit, Grenzarbeit, Kulturelle Differenz, Praxeologie, Selbstversuch, Reflexive Grounded Theory, Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmungen, SituationalitÀt, ReflexivitÀt
- Category
- Medien