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2007). Unter Einbeziehung ihrer Herstellungs-, Darstellungs- und Rezeptions-
kontexte können Fotografien als Zeichen ihrer Zeit betrachtet werden. Es
muss nach dem jeweiligen Entstehungsort von Bildern gefragt werden und in
der Folge auch nach diversen weiteren Orten, je nachdem wo und wie sie
gezeigt, gesehen und verwendet werden. Wenn dementsprechend Praktiken,
Regeln, Nutzung und Erwartungen hinterfragt werden, fĂŒhren Fotografien
als Dispositive (Foucault 1978) zu neuer Erkenntnis. Sobald eine_r ein Foto
macht, eine weitere Person als Motiv zur VerfĂŒgung steht und wieder andere
das Foto spÀter betrachten, kann die Abgrenzung zwischen dem Eigenen und
dem Anderen sowie der Wirkkraft des Bildes selbst verschwimmen. Wird
diesem vielschichtigen Zusammenhang Beachtung geschenkt und der Entste-
hungs-, Verwendungs-, Verweisungs- und Verwandlungszusammenhang mit
in den Blick gefasst, eröffnet sich ein transdisziplinÀrer Forschungsraum,
in dem Erkenntnis auf verschiedenen Ebenen generiert werden kann â sei es
in Form eines vertieften wechselseitigen Verstehens oder eines Erkennens
gemeinsamer Herausforderungen. Unter Beachtung dieses Zusammenhangs
in der transdisziplinÀren Erforschung von Lebenswelten eröffnet sich ent-
sprechend die Möglichkeit, einen Dritten Raum (Bhabha 2004) aufzuspannen,
der sich aus dem Ăberschreiten des AlltĂ€glichen, der Lebenswelt und der
Wissenschaft konstituiert. Homi Bhabha konzeptualisiert diesen Dritten
Raum (ebd.: 55) als theoretischen Vorschlag fĂŒr einen angemessenen Umgang
mit kulturellen Differenzen. In der praktischen Umsetzung kann darin die
organisierte Selbstreflexion zur Grundlage âfĂŒr bewusstes Wahrnehmen von
und Umgehen mit Differenzâ (JĂ€ggle/Krobath 2010: 57) werden. Hier können
soziale WidersprĂŒche verhandelt, Handlungsmöglichkeiten ausgelotet werden.
Es geht hier nach Bhabha um die ErschlieĂung eines Artikulationsraums,
in dem das Eigene, das Fremde und die Differenzen immer wieder aufs Neue
ausgelotet, gedeutet und verhandelt werden können.
âIt is that Third Space, though unrepresentable in itself, which consti-
tutes the discursive conditions of enunciation that ensure that the
meaning and symbols of culture have no primordial unity or fixity; that
even the same signs can be appropriated, translated, rehistoricized and
read anew.â (Bhabha 2004: 55)
In diesem Dritten Raum können bestehende Strukturen, MachtverhÀltnisse
und AbhĂ€ngigkeiten zumindest fĂŒr kurze Zeit ausgehebelt werden, nĂ€mlich
dann, wenn erfahrbare Differenzen artikuliert und damit greifbar werden.
Was Menschen an Unterschieden in ein GruppengefĂŒge mitbringen, gilt es zu
benennen und zu verhandeln.
âThese âinbetweenâ spaces provide the terrain for elaborating
strategies of selfhood â singular or communal â that initiate new
signs of identity, and innovative sites of collaboration, and
contestation, in the act of defining the idea of the society itself.â
(ebd.: 2)
Generative Bildarbeit
Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
- Title
- Generative Bildarbeit
- Subtitle
- Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
- Author
- Vera Brandner
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5008-6
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 276
- Keywords
- Forschendes Lernen, Fotografische Praxis, Methodik, Generative Bildarbeit, Grenzarbeit, Kulturelle Differenz, Praxeologie, Selbstversuch, Reflexive Grounded Theory, Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmungen, SituationalitÀt, ReflexivitÀt
- Category
- Medien