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Prag bestellt worden.28 Minor passte als österreichischer Neugermanist
ganzausgezeichnet indasBerufungskonzeptdesMinisteriumsundauchin
diePläneScherers,dieinwissenschaftsorganisatorischerHinsichtvorallem
darin bestanden, alle wichtigen Lehrstühle im deutschsprachigen Raum
mitVertrauten, SchülernundAnhängern zubesetzen–was in erstaunlich
hohem Ausmaß auch gelang.29 Darüber hinaus konnte Minor mit der
Zustimmung der Berufungskommission und des Professorenkollegiums
rechnen, da er zum einen aus der eigenen Fakultät kam, zum anderen
aufgrund seiner Tätigkeit in Prag demLaufbahnmodell von Bewährung
undRückgewinnung entsprach.
TatsächlichbenötigtedieKommissionnureineeinzigeSitzung,umzu
einemEntschluss zukommen.Am6. Juli1885entschied sie: „primoloco
Dr. JacobMinor, außerordentlicher Professor an der PragerUniversität;
secundound tertio loco ex aequoDr.Bernhard Seuffert, Privatdocent an
der Universität zuWürzburg und Dr. August Sauer, außerordentlicher
ProfessoranderUniversitätGraz.“30WarbeidenNachfolgeverhandlungen
Tomascheks, bei denen1880nach eineinhalb Jahren schließlich Schmidt
berufenwurde, noch eineDiskussiondarüber entbrannt, ob einAlt- oder
Neugermanist den zweiten Lehrstuhl bekommen sollte, und die Fakultät
deshalb unentschieden, ob sie Anton Schönbach oder Erich Schmidt in
Vorschlag bringen sollte, sowar die Sachlage jetzt klar.Noch amTagder
Kommissionssitzung schrieb Schmidt anMinor:
BrennenSie die erstenBöller ab!
Eben aus der Sitzung.
Heinzels Antrag: neuere Litteratur (also nicht Schönbach etc.) 1 einstimmig
angenommen
MeineTerna:Minor I.8Seuffert, Sauer aequo. 1. einst. angen.
Der Facultät sindwir nun sicher.31
28 ZuMinor vgl. Faerber: Ich bin einChinese (2004).
29 In Österreich waren Ende des 19. Jahrhunderts alle neugermanistischen und
teilweise auchdie altgermanistischenLehrstühlemit SchülernScherers der ersten
oder zweiten Generation besetzt: Richard Heinzel und JakobMinor inWien,
AntonE. SchönbachundBernhardSeuffert inGraz, Josef EduardWackernell in
Innsbruck, RichardMariaWerner in Lemberg undAugust Sauer in Prag. – Zu
Scherers und seiner Schüler Bemühungen um die Ausgestaltung der Neueren
deutschen Literaturgeschichte vgl.Müller/Nottscheid (Hg.): Disziplinentwicklung
als „community of practice“ (2016).
30 Protokoll derKommissionssitzung zurNachbesetzungderLehrkanzel nachErich
Schmidt vom6. Juli 1885, zit. n. Faerber: Ich bin einChinese (2004), S. 121.
31 Castle: Zu JakobMinors 100.Geburtstag (1955), S. 87 (Brief von Schmidt an
Minorvom6.[Juli]1885).–DerbetreffendeBrief istnichtvollständigdatiertund
I. Die Verfasstheit derWiener
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Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Title
- Germanistik in Wien
- Subtitle
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Author
- Elisabeth Grabenweger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 290
- Keywords
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Category
- Lehrbücher