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treuzubleiben“44,wasvorallembedeutete,dassKraus inderLagewar, für
dieZusage inWienBedingungen zu stellen.
Und das tat er auch:Wie das Unterrichtsministerium dem Finanz-
ministerium mitteilte, forderte Kraus zusätzlich zu den „höchsten sys-
temmäßigenOrdinariatsbezügen von 13.840K“und „dermit der Lehr-
kanzel verbundenen Seminarremuneration von 800 K“ eine
„Personalzulage“ von weiteren „11.500 K“, außerdem die vollständige
Anrechnung seiner imInlandwie imAuslandverbrachtenDienstjahre für
diePensionsbemessung,dieBefreiungvonderDiensttaxe,dieÜbernahme
derÜbersiedlungskostenvonBonnnachWien,dieEntschädigung fürdie
seinerzeitigeÜbersiedlung von Prag nach Bonn, die er dempreußischen
Ministerium zurückzahlen musste, „2000 K […] zum Zwecke der Er-
gänzung der Seminarbibliothek“ und weitere 1.000 Kronen für deren
„dringendnötigeNeukatalogisierung“. „Außerdemwürdeernoch“, sodas
Unterrichtsministeriumweiter, „Wert legen auf eine Erweiterung der Se-
minarlokalitäten […] und endlich auf die Errichtung einer besonderen
SeminarabteilungfürgermanischeAltertumskunde“,derenLeitungKraus’
ehemaliger Studienkollege und nunmehrigerWiener Professor fürGer-
manischeSprachgeschichteundAltertumskundeRudolfMuch45übernehmen
sollte. ImUnterrichtsministeriummussteman zwar zugeben,
daß die gestellten Forderungen ziemlich bedeutend sind […], nichtsdesto-
weniger muß die Unterrichtsverwaltung mit allem Nachdrucke für deren
Gewährung eintreten, da es sich umdieRückgewinnung eines ganz hervor-
ragendenGelehrtenhandelt, vondemzuerwarten ist,daßerdie altberühmte
WienergermanistischeSchule, auswelcher er selbsthervorgegangen ist,nicht
nur auf ihrer Höhe erhalten, sondern ihr neuen Glanz und neue Anzie-
hungskraft verleihenwerde.46
DasMinisteriumunddas Professorenkollegiumwaren sich, wie die vor-
angegangenenZitate zeigen, darin einig, dass es sich bei dieser Berufung
um die Fortführung einer Wiener germanistischen Tradition und die
44 Brief des preußischen Kultusministeriums an das Ministerium für Kultus und
Unterricht in Wien vom 8. August 1912; ÖStA, AVA, Unterricht allgemein,
Professoren und Lehrkräfte: Anstellungen, Rang, Entlassungen 1912–1914,
MCU,Zl. 33439 ex 1912.
45 ZuMuch vgl.Kap. IV.1.
46 AlleZitate:K.K.MinisteriumfürKultusundUnterricht:Referenten-Erinnerung
betr.:Univ. inWien,Wiederbesetzung der nachHofrat Seemüller erledigten or-
dentlichenLehrkanzelderdeutschenSpracheundLiteraturvom28.August1912;
ÖStA, AVA, Unterricht allgemein, Professoren und Lehrkräfte: Anstellungen,
Rang, Entlassungen1912–1914,MCUZl. 40042 ex 1912.
I. Die Verfasstheit derWiener
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Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Title
- Germanistik in Wien
- Subtitle
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Author
- Elisabeth Grabenweger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 290
- Keywords
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Category
- Lehrbücher