Page - 36 - in Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Image of the Page - 36 -
Text of the Page - 36 -
es ihmeigentlichging,war,dieBerufungeinesWienerSchülers vonJakob
Minor zu verhindern,wie aus dem folgendenZitat hervorgeht:
Eine gewisse Agitation zugunstenZweier, an unserer Fakultät seit Jahren als
moderneLiterarhistoriker tätigenGelehrten hat sich schon im früheren Sta-
diumderVerhandlungengeltendzumachenversucht.BeiderZerklüftungder
AnschauungenwürdedieseAgitation jetzt verschärft einsetzenundvielleicht
größere Erfolge erzielen als das erstemal. Und das wäre, – bei aller Aner-
kennung, dieman jenen in ihremTeilgebiet sehr tüchtigenGelehrten zollen
undwünschenmuss – nicht im Interesse des Faches, dessenHauptvertreter
eine starkeKraft und einenweitenBlickhaben soll.98
Krausnannte inseinemSchreibenkeineNamen,dochkannessichbeiden
beidenangesprochenen „moderne[n]Literarhistoriker[n]“nurumRobert
FranzArnoldundAlexandervonWeilenhandeln,aufdieimletztenAbsatz
des demMinisteriumübermitteltenKommissionsberichts lobend hinge-
wiesenwurde.99DeranfänglicheFavoritundspätereStreitfallAugustSauer
wird in Kraus’ Brief mit keinemWort erwähnt, wohl deshalb, weil er,
betrachtet man die einzelnen Abstimmungsergebnisse genauer, in der
KommissionundinderFakultäterheblichmehrZuspruchfandalsdervon
KrausgewünschteWaltherBrecht.DiedarauffolgendenÜberlegungen im
MinisteriumsindausdenAktennichtmehrrekonstruierbar.Aufderersten
Seite des Schreibens von Kraus befindet sich jedoch eine kurze hand-
schriftliche Notiz, die lautet: „mit Brecht Verhandlungen einleiten“.100
Und tatsächlich wurde Brecht bald darauf vomMinisterium kontaktiert
undbereits am9.Dezember 1913 antwortete dieser, dass er „bereit [sei],
98 Brief von Carl von Kraus an dasMinisterium für Kultus und Unterricht vom
15.November 1913;ÖStA,AVA,MCU,Zl. 55233 ex 1913.
99 Dort heißt es: „Dieser Bericht soll nicht geschlossen werden, ohne dass der
LeistungenderanunsererUniversitätwirkenderLiterarhistorikerdankbargedacht
wird, die der Fakultät über die schwierige Zeit der Vakanz mit vollen Kräften
hinweggeholfen haben. Sowie es dankbar begrüsst wird, dass dieUnterrichtsver-
waltung Prof. ARNOLD die von ihm ohne Rücksicht auf materielle Einbusse
gewünschteMöglichkeit gewähren will, vomWintersemester ab seine wertvolle
Kraftungeteilt indenDienstderUniversität zu stellen, so sei auchdemWunsche
Ausdruck gegeben, dass Prof. v.WEILEN,der gründlichsteKennerderTheater-
geschichte, […]auchinoffiziellerFormdieverdienteAnerkennungzuteilwerde.“
Bericht derMajorität der Berufungskommission vom 2. Juli 1913 (Abschrift);
ÖStA,AVA,MCU,Zl. 32739 ex 1913, fol. 16.
100 BriefvonKrausandasMinisteriumfürKultusundUnterrichtvom15.November
1913;ÖStA,AVA,MCU,Zl. 55233 ex 1913.
I. Die Verfasstheit derWiener
Germanistik36
back to the
book Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)"
Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Title
- Germanistik in Wien
- Subtitle
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Author
- Elisabeth Grabenweger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 290
- Keywords
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Category
- Lehrbücher