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SinneeinesStabilisierungsverhaltens–mitder anfänglichenFavorisierung
von zwei Vertretern der älterenGeneration, August Sauer undBernhard
Seuffert, begegnetwurde.Als zusätzlicheSchwierigkeit entpuppte sichdas
neue, aber umso intensivere Interesse der Öffentlichkeit; die Besetzung
einer germanistischenLehrkanzelwurdenichtmehr als inneruniversitäres
Problemwahrgenommen, sondern,wieHock sich ausdrückte, als „Frage
[…], die für die geistige Kultur der Reichshauptstadt, ja ganz Deutsch-
österreichs von der größten Bedeutung“107war. InWien kollidierte au-
ßerdem das Selbstverständnis der neueren Abteilung als souveräner, der
älteren Abteilung gleichberechtigter Teil des Fachs mit der großen Be-
deutung,diemanderTeilnahmedesAltgermanistenCarlvonKrausanden
Verhandlungen beimaß.108Als sich dieser aber, wie zu erwarten war, als
,großerMann‘präsentierte, verweigerte ihmeinGutteil derKommission
wiederum die Gefolgschaft. Kraus und mit ihm die Altgermanistik109
setztensichdennochdurch.MiteinemSchreibenvom16.März1914teilte
dasMinisteriumdemDekanat nämlichmit, dass
Seinek.u.k.ApostolischeMajestät […]mit allerhöchsterEntschließungvom
9.März 1914denProfessor anderKönigl. PreußischenAkademie inPosen,
Dr.Walter Brecht, zum ordentlichen Professor der deutschen Sprache und
LiteraturanderUniversität inWien[…]allergnädigst zuernennengeruht.110
107 Hock:DieNachfolge JakobMinors (1914), S. 1.
108 Obwohl die neuere Abteilung gegen Ende des 19. Jahrhunderts zusehends an
Attraktivität gewann und auchmehr Studierende als die ältere Abteilung aufzu-
weisen begann, beklagte sichMinor noch 1910, dass „die neuere deutsche Lite-
raturgeschichte auchheutenoch indenakademischenKreisennicht jeneStellung
einnimmt, die ihr gebührt“.Minor: Erich Schmidt (1910), Sp. 39.
109 DereinzigeWienerGermanist,dersichKrausanschloss,warderAltertumskundler
RudolfMuch.
110 Brief desMinisteriums für Kultus undUnterricht an das Dekanat der philoso-
phischenFakultät vom16.März1914,UAW,Phil.Fak.,Zl. 495ex1912/13,PA
1113WaltherBrecht. I.2. Der Bruch 39
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Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Title
- Germanistik in Wien
- Subtitle
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Author
- Elisabeth Grabenweger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 290
- Keywords
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Category
- Lehrbücher