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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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Page - 95 - in Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)

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Die vomGrazer Rektor Otto Cuntz in dieser Angelegenheit einge- holten Gutachten der theologischen, juristischen, medizinischen und philosophischenFakultät lassenanDeutlichkeitnichtszuwünschenübrig. Die theologischeFakultät lehnte in ihrerSitzungvom24.November1919 die Zulassung von Frauen zur Privatdozentur einstimmig und mit nur einemSatz ab.36Eine Begründung findet sich imbetreffenden Sitzungs- protokoll nicht.Dafür ist auf demBrief des Rektors an die theologische Fakultät, die genau genommen vomMinisterium als einzige gar nicht angesprochen war, von fremder Hand eine Art Rechtfertigung notiert. Darin heißt es, dass „Frauen, wie die allgemeine Erfahrung zeigt, inwis- senschaftlichen Arbeiten mit denMännern nicht konkurrieren können, trotzdem sie Gelegenheit genug gehabt haben, sich wissenschaftlich zu betätigen“.GeschlossenwirddiesekurzeNotizmitderAbwandlungeines Bibelzitats: „Mulier taceat non solum in Ecclesia, sed etiam inUniversi- tate.“37DiejuristischeFakultät schloss sichinderSitzungam7.November 1919 demAntragGustavHanauseks, „sich grundsätzlich gegen die Zu- lassung auszusprechen“, knapp, aber doch,mit fünf gegen vier Stimmen, an.38Die medizinische Fakultät sprach sich gegen eine „regelmässig[e]“ Zulassung aus, erhob aber „keine prinzipiellen Bedenken gegen die Be- werbung in ganz ausnahmsweisenFällen“.39 Die philosophische Fakultät beschäftigte sich mit dem Thema um einigesausführlicheralsdiebereitsgenannten,warsieauchdieeinzige,der tatsächlich das Habilitationsgesuch einer Frau vorlag. Die eigens einge- setzte Kommission, bestehend aus dem Physiker Hans Benndorf, den beidenGermanisten Bernhard Seuffert undKarl Polheim, den Biologen KarlLinsbauerundRudolfScharfetter sowiedemHistorikerHeinrichvon Srbik, beschloss, „dass vonweiblichenKandidaten derNachweis des ge- sicherten wissenschaftlichen Rufes als unentbehrliche Voraussetzung der 36 Protokollder2.ordentlichenSitzungdesProfessorenkollegiumsdertheologischen Fakultät vom 24. November 1919 (Schriftführer: Anton Michelitsch); UAG, Theol. Fak., Z. 118 ex 1919/20. 37 Notiz auf dem Brief des Rektors Cuntz an die theologische Fakultät vom 30.Oktober1919;UAG,Theol.Fak.Z.73ex1919/20.–„DieFrausollnichtnur in derKirche, sondern auch an derUniversität schweigen.“ (Originalzitat aus 1. Korinther 14,34: „Mulieres in ecclesiis taceant“.) 38 Protokoll der 2. ordentlichen Sitzung des Professorenkollegiums der rechts- und staatswissenschaftlichenFakultätvom7.November1919;UAG,Jur.Fak.,Z.303 ex 1919/20. 39 Stellungnahme der medizinischen Fakultät, o.D.; UAG,Med. Fak., Z. 300 ex 1918/19. II.1. ZwischenUniversität und Staatsverfassung 95
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Title
Germanistik in Wien
Subtitle
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Author
Elisabeth Grabenweger
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
290
Keywords
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Category
Lehrbücher
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