Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Lehrbücher
Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Page - 114 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 114 - in Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)

Image of the Page - 114 -

Image of the Page - 114 - in Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)

Text of the Page - 114 -

„Klarheit,Wahrheit undFreiheit desDenkens unddesEmpfindens“ von AgnesvonLilien,dem„Gleichgewicht ihrerSeele“undihrem„Fernseinvon jederVerwirrung“und hebt – ganz demklassizistischen Frauenideal ent- sprechend – hervor, dass dieHeldin nicht der „abgesonderte[n] phanta- sielose[n]BeschäftigungdesVerstandes“, sonderndemGefühldenVorzug gebe. Tatsächlich verkörpere dieHeldin, soTouaillon, das Ideal der „an- geborene[n] Orientierung der Frau in der moralischen Welt“ und sei gleichberechtigt „neben Gretchen, Klärchen,Marianne und andere Ge- stalten des Klassizismus“75 zu stellen. (Touaillon 1919, 474–475) Vehe- mentwidersprichtTouaillonderjenigenForschungsliteratur,dieAgnesvon Lilieneine„SelbstbiographieinRomanform“nennt.(Touaillon1919,478) In Wirklichkeit sei die Romanhandlung aus Motiven der älteren Ro- mantraditionzusammengesetztunddort,wotatsächlichÄhnlichkeitenmit Wolzogens Leben auszumachen seien,werdendiese,wie es der „Kunstat- mosphäreundKunstauffassungeinesklassizistischenRomans“entspricht, ineine„idealeFerne“gerückt, sodass„voneinemsklavischenAnschluß[an ihreBiographie, E.G.] keineRede“ sein könne. (Touaillon 1919, 481) Seinen großenErfolg verdankeder ursprünglich anonymerschienene RomanauchnichteinermöglichenautobiographischenFärbung,vielmehr sei dieser zunächst literarischen Größen wie Friedrich Schiller, Johann Wolfgang vonGoethe und FriedrichHeinrich Jacobi zugeschrieben und „allgemein als einWerk empfundenworden […], das von der Linie des Gewöhnlichen abwich“. (Touaillon 1919, 484)NebenGoethe undWil- helmHumboldtseienu.a.auchvonCarolineSchellingundCharlottevon Stein bewundernde Zeugnisse über den Roman erhalten; Christian Gottfried Körner bezeichnete Agnes von Lilien als die „Arbeit eines vor- züglichenKopfes“76undHeribertDalbergmeinte „SchillersMeisterhand zuerkennen“77.NurdieRomantikerschienenmitWolzogensRomannicht richtig warm geworden zu sein: Friedrich Schlegel revidierte sein an- fänglich positives Urteil und schrieb den Erfolg des Romans „demCli- quenwesen und der geringen Kultur des Adels“78 zu, was Touaillonmit 75 Gemeint sindGoethes Frauenfiguren inFaust,EgmontundDieGeschwister. 76 DiesesUrteilKörners zitiertTouaillonnachSchiller/Cotta: Briefwechsel (1876). Touaillon irrt jedochbei der Seitenangabe, tatsächlich findet sichdasZitatnicht, wie beiTouaillon vermerkt, auf S. 6, sondern auf S. 193. 77 DieseEinschätzungDalbergsfindetsich,wieTouaillonkorrektvermerkt, indessen Brief anFriedrichSchiller vom29. Jänner1797.Urlichs (Hg.):Briefe anSchiller (1877), S. 277. 78 TouaillonfasstmitdiesenWortenFriedrichSchlegelsKritikanWolzogensRoman zusammen, die dieser in einemBrief anAugustWilhelm Schlegel vom28. und II. Christine Touaillon (1878–1928)114
back to the  book Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)"
Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Title
Germanistik in Wien
Subtitle
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Author
Elisabeth Grabenweger
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
290
Keywords
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Category
Lehrbücher
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Germanistik in Wien