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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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„Klarheit,Wahrheit undFreiheit desDenkens unddesEmpfindens“ von AgnesvonLilien,dem„Gleichgewicht ihrerSeele“undihrem„Fernseinvon jederVerwirrung“und hebt – ganz demklassizistischen Frauenideal ent- sprechend – hervor, dass dieHeldin nicht der „abgesonderte[n] phanta- sielose[n]BeschäftigungdesVerstandes“, sonderndemGefühldenVorzug gebe. Tatsächlich verkörpere dieHeldin, soTouaillon, das Ideal der „an- geborene[n] Orientierung der Frau in der moralischen Welt“ und sei gleichberechtigt „neben Gretchen, Klärchen,Marianne und andere Ge- stalten des Klassizismus“75 zu stellen. (Touaillon 1919, 474–475) Vehe- mentwidersprichtTouaillonderjenigenForschungsliteratur,dieAgnesvon Lilieneine„SelbstbiographieinRomanform“nennt.(Touaillon1919,478) In Wirklichkeit sei die Romanhandlung aus Motiven der älteren Ro- mantraditionzusammengesetztunddort,wotatsächlichÄhnlichkeitenmit Wolzogens Leben auszumachen seien,werdendiese,wie es der „Kunstat- mosphäreundKunstauffassungeinesklassizistischenRomans“entspricht, ineine„idealeFerne“gerückt, sodass„voneinemsklavischenAnschluß[an ihreBiographie, E.G.] keineRede“ sein könne. (Touaillon 1919, 481) Seinen großenErfolg verdankeder ursprünglich anonymerschienene RomanauchnichteinermöglichenautobiographischenFärbung,vielmehr sei dieser zunächst literarischen Größen wie Friedrich Schiller, Johann Wolfgang vonGoethe und FriedrichHeinrich Jacobi zugeschrieben und „allgemein als einWerk empfundenworden […], das von der Linie des Gewöhnlichen abwich“. (Touaillon 1919, 484)NebenGoethe undWil- helmHumboldtseienu.a.auchvonCarolineSchellingundCharlottevon Stein bewundernde Zeugnisse über den Roman erhalten; Christian Gottfried Körner bezeichnete Agnes von Lilien als die „Arbeit eines vor- züglichenKopfes“76undHeribertDalbergmeinte „SchillersMeisterhand zuerkennen“77.NurdieRomantikerschienenmitWolzogensRomannicht richtig warm geworden zu sein: Friedrich Schlegel revidierte sein an- fänglich positives Urteil und schrieb den Erfolg des Romans „demCli- quenwesen und der geringen Kultur des Adels“78 zu, was Touaillonmit 75 Gemeint sindGoethes Frauenfiguren inFaust,EgmontundDieGeschwister. 76 DiesesUrteilKörners zitiertTouaillonnachSchiller/Cotta: Briefwechsel (1876). Touaillon irrt jedochbei der Seitenangabe, tatsächlich findet sichdasZitatnicht, wie beiTouaillon vermerkt, auf S. 6, sondern auf S. 193. 77 DieseEinschätzungDalbergsfindetsich,wieTouaillonkorrektvermerkt, indessen Brief anFriedrichSchiller vom29. Jänner1797.Urlichs (Hg.):Briefe anSchiller (1877), S. 277. 78 TouaillonfasstmitdiesenWortenFriedrichSchlegelsKritikanWolzogensRoman zusammen, die dieser in einemBrief anAugustWilhelm Schlegel vom28. und II. Christine Touaillon (1878–1928)114
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Titel
Germanistik in Wien
Untertitel
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Autor
Elisabeth Grabenweger
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
290
Schlagwörter
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Kategorie
Lehrbücher
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