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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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schichten, die denExaktheitsansprüchen der amPhilologiemodell orien- tierten Neugermanistik nicht mehr genügen konnten, zu distanzieren. Denn: „Literarhistoriker und Dilettant zu sein: diese beiden Prädikate seien als Synonym zu begreifen.“90 ImZuge dieser Entwicklung ist das Schreiben vonLiteraturgeschichten, das im19. Jahrhundert nochHoch- konjunkturhatte– zwischen1835und1899erschienennichtweniger als 199, d.h. imDurchschnitt drei pro Jahr –, zunehmend in die Krise ge- raten.91 ImÜbergang zum20. Jahrhundert drängte die weitere „Ausdif- ferenzierungdesgeistesgeschichtlichenGrundmodells inProblem-, Ideen- und Stilgeschichte“92 jedoch nicht nur die Literaturhistoriographie zu- nehmend indieDefensive, sondern auchAutorinnenausdemKanonder literaturwissenschaftlichenUntersuchungsgegenstände. DerKanon, auf den sich dieNeugermanistik berief und vondem sie ihren universitären Legitimitätsanspruch ableitete, war die Weimarer Klassik.VorallemdieGoethe-Philologie,mitder sichdieNeugermanistik zunächst als Fach konstituierte, stand imMittelpunkt des Interesses.93 Trotz einiger Kritik an dem neuen Wissenschaftlerselbstverständnis, „Specialist füreinpaarclassisch-romantischeDecennien“94 seinzuwollen, kammandoch immerwieder zudemSchluss, dass eskeinenSinnmache, „irgendeinenJammerpoetenaus irgendeiner Jammerperiodephilologisch erschöpfend zu monographieren“95. Gegen die „Wissenschaft des nicht Wissenswerten“wurde jetzt „eine stärkere Konzentration auf das Bedeu- tungsvolle, auf die großen Autoren undWerke“ gefordert.96Überhaupt gewann inAbgrenzung zur und inErweiterung der kleinteiligen philolo- gischenArbeit die „Persönlichkeit desDichters“, das „schöpferische Sub- jekt“undnicht zuletztdas „literarischeGenie“zunehmendanBedeutung. Die „gesammelten Detailerkenntnisse in konzentrierter Form zusam- menzufassen und dabei dasCharakteristische der Erscheinungen hervor- zuheben“ wird damit zur „vornehmste[n] Aufgabe“ des Literaturwissen- schaftlers, „weil sie – außer philologischer Schulung– voraussetzt, daß er 90 Fohrmann:Organisation,Wissen, Leistung (1991), S. 117. 91 Vgl. auch die hoheAnzahl von ,Krisentexten‘ aus dieser Zeit:Dainat/Fiedeldey- Martyn: Literaturwissenschaftliche Selbstreflexion (1994). 92 Höppner:Die regionalisierteNation (2007), S. 31. 93 Vgl.Kruckis:Goethe-PhilologiealsParadigmaneuphilologischerWissenschaft im 19. Jahrhundert (1994). 94 Roethe:Gedächtnisrede auf Erich Schmidt (1913), S. 620. 95 Fulda:Ueber historische und ästhetischeBetrachtung (1885), S. 677. 96 Dainat:VonderNeuerenDeutschenLiteraturgeschichtezurLiteraturwissenschaft (1994), S. 506. II. Christine Touaillon (1878–1928)124
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Title
Germanistik in Wien
Subtitle
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Author
Elisabeth Grabenweger
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
290
Keywords
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Category
Lehrbücher
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