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undbeiRudolfGottschall unter „ModerneAnakreontiker unddichtende
Frauen“oder schlicht unter „Die Frauen“.120
II.4.Themenwahl und akademischeKarriere
Auch Touaillon durchmaß in ihrer Studie Literaturgeschichten des
19. Jahrhunderts und vermerkte vielfach das Fehlen oder die „nicht ihrer
Bedeutung entsprechend[e]“ Darstellung von Schriftstellerinnen. (Tou-
aillon1919, 440)121Betrachtetman aberdie zahlreiche, vonTouaillon in
denFußnoten122angeführteForschungsliteratur (insgesamtzitiert sieüber
130 Sekundärliteraturtitel, von denen über 110 der universitären sowie
außeruniversitären germanistischen Forschungsliteratur zugerechnet wer-
den können), so lässt sich auf den ersten Blick keinMangel an wissen-
schaftlichemInteresse für ihrThemaerkennen.Siehtman jedochgenauer
hin, so fällt auf, dass sich nur wenige, nämlich 25 der über 110 germa-
nistischenTitel,mitAutorinnenbeschäftigen;undvondiesen25sindnur
dreiTitel tatsächlichvonUniversitätsgermanisten:Darunterbefindensich
jedoch keine monographisch-umfassenden Darstellungen, sondern aka-
demische Kleinformate – wie eine Rezension123 und ein Zeitschriften-
aufsatz124–undeineBriefausgabe,nämlichErichSchmidtsCaroline.Briefe
aus der Frühromantik, in der ,Caroline‘ (gemeint ist Caroline Schelling)
120 Prutz: Die deutsche Literatur derGegenwart (1859), S. 247–270;Weber: Ge-
schichte der deutschen Literatur von ihrenAnfängen bis zurGegenwart (1880),
S. 165–168;Gottschall:Die deutscheNationalliteratur in der erstenHälfte des
neunzehnten Jahrhunderts (1855), Bd. 1, S. 433–448, Bd. 2 (1855), S. 268–
293. – Für die Durchsicht der Literaturgeschichten des 19. Jahrhunderts unter
diesem Aspekt vgl. auch Brinker-Gabler: Die Schriftstellerin in der deutschen
Literaturwissenschaft (1976).
121 Zitat: „Die Literaturgeschichten behandelten BenedicteNaubert nicht ihrer Be-
deutung entsprechend. Am ehesten wird ihr noch Koberstein gerecht, […] die
meisten (selbstHettner) erwähnen sie überhaupt nicht; auchHaymweiß nichts
vonihr.“–Gemeintsindder1872erschienenedritteBandderfünftenAuflagevon
AugustKobersteinsGrundrißderGeschichtederdeutschenNationalliteratur,Rudolf
HaymsDie romantischeSchule.EinBeitragzurGeschichtedes deutschenGeistesvon
1870 undHermannHettners dreiteilige Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts,
deren ersteAuflage 1856–1870undderen sechsteAuflage 1912/13 erschien.
122 EinLiteraturverzeichniserstellteTouaillonnicht.DiehiererwähntenTitelwurden
aufgrundderKurzangaben indenFußnoten zusammengestellt.
123 Minor: Emil Palleske (Hg.),Charlotte [Rez.] (1880).
124 Seuffert: Der älteste dichterische Versuch von Sophie Gutermann-La Roche
(1906). II.4. Themenwahl und akademische Karriere 129
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Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Title
- Germanistik in Wien
- Subtitle
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Author
- Elisabeth Grabenweger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 290
- Keywords
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Category
- Lehrbücher