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delberg, der sie 1927gleich zurMitherausgeberin seiner neugegründeten
OberdeutschenZeitschrift fürVolkskundemachte.
WährenddieserZeitverfassteWeiserauchihrenächstegrößereArbeit,
die sichnicht –wie ihreDissertation–mit einem inder zeitgenössischen
Forschung zwar populären, fachpolitisch aber leichtgewichtigen Thema
beschäftigte, sondern mit einem Forschungsgebiet, das den Nerv der
Much’schenAltertums-undGermanenkunde traf, indennächsten Jahren
dasunangefochteneZentrumder Interessen seiner Schüler bildete und in
weiterer Folge vor allem die vor, im und nach demNationalsozialismus
außergewöhnlicheKarrierevonzweiweiterenMuch-Schülern,nämlichdie
vonOttoHöflerundRichardWolfram,begründete.Eshandelt sichdabei
um das 1927 erschienene Buch Altgermanische Jünglingsweihen und
Männerbünde. Ein Beitrag zur deutschen und nordischen Altertums- und
Volkskunde4, dasWeiser am6.November 1926 an derUniversitätWien
auchalsHabilitationsschrifteinreichte.5DasdarauffolgendeVerfahrenzur
ErteilungderVeniaLegendiwar innerhalbwenigerMonateabgeschlossen
(Weiser erhielt dieLehrbefugnismitministeriellemBeschluss vom4.Au-
gust1927)6undzeitigtekeineoffensichtliche genderpolitische, dafür aber
eineuniversitäts-undfachpolitischnichtzuunterschätzendeBesonderheit:
Weiser wurde nicht, wie in der älteren Abteilung derGermanistikmitt-
lerweileüblich,dieVenia fürÄlteredeutscheSpracheundLiteraturoder für
Germanische Sprachgeschichte und Altertumskunde erteilt, sondern für
Germanische Altertums- undVolkskunde.Damitwar die Lehrbefugnis der
Much-SchülerinWeiser die erste überhaupt, bei derVolkskunde auch no-
minell im Titel aufschien. Personell war die Volkskunde freilich an der
Universität Wien schon davor vertreten, jedoch nicht von einem Ger-
manisten,sondernvondemerwähntenPrivatdozentenArthurHaberlandt,
der als Prüfer beiVolkskunde-Rigorosen fungierte und formal eine Lehr-
befugnis fürEthnographie innehatte.7
WeisersweitereKarriere an derUniversitätWienwar nur von kurzer
Dauer. Sie lehrte im Sommer 1928 für nur ein Semester ,Deutsche
4 Weiser: Altgermanische Jünglingsweihen undMännerbünde (1927).
5 HabilitationsgesuchvonLilyWeiser vom26.November1926;UAW,Phil. Fak.,
Zl. 267 ex 1927/27, PA3686LilyWeiser.
6 BriefdesBundesministeriums fürUnterricht andasDekanatderphilosophischen
Fakultät vom 4. August 1927; ÖStA, AVA, Unterricht allgemein, Universität
Wien, Philosophie Professoren,MCUZl. 2957 ex 1927, PALilyWeiser.
7 Bockhorn:VonRitualen,MythenundLebenskreisen (1994), S. 482.
IV. LilyWeiser
(1898–1987)184
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Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Title
- Germanistik in Wien
- Subtitle
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Author
- Elisabeth Grabenweger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 290
- Keywords
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Category
- Lehrbücher