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diese/ die nit allein erlaubt/ sondern gebotten ; wie alle andere verbotten/ oder
doch eytel sind. Paulus bezeügts/ da er sagt : Wer sich rühmen will/ der rühme
sich deß HErrn.
Kan dem Herrn zwar nit bergen/ daß der Marino/ etlich gar zu harte wort/ wol
hette können außlassen : der Eyffer für den Glauben kan Jhn hierinn entschuldi-
gen ; den Herrn aber/ daß Er/ als ein treüer Dolmetsch/ nichts hat mindern oder
mehrn dörffen. Vns spart man es zwar auch nit ; vnd der Glau<XXI>ben ist eine
Jungfrau/ deren/ wann Sie an der Ehr versucht wird/ frey steht/ mit Schmähwor-
ten zuzuwerffen ; vnnd hat dem beschmähten kein Rechtens-Satz fürgesehen/
Sie hierumben anzuklagen. Dieser Jungfrau ist der Marino zum Ehren-Hüter
worden/ vnd der Herr betheilhafftigt sichs/ durch seine übersezung. Jch halt es
gleichwol noch mit der bescheidenheit ; dann Sie bekehret mehr ; vnd macht gar
zu scharpff/ schartig : aber auch zu bösen Köpffen/ gehört scharpffe Laugen. Man
<XXII> solt das mittel treffen : wer aber weiß das ? Heuchlen soll man nit/ aber
auch nit Wüten. Weil aber beyds verdammt/ kalt oder lau seyn ; die Wärme also
recht ; solche aber hitzig ist/ so möchte schier folgen/ man solte eh der Schärpffe/
als der Lindigkeit zu viel thun. Jch möchte zwar wol wissen/ wo deß Herrn
Kupffer-stich gemacht worden : Zweiffele/ ob zu Nürmberg ? der Herr (so viel
ich siehe) eyffert/ vnd will mit der Warheit nit heucheln ; Pilatus aber fragt/ was
ist Warheit ? die ist freylich <XXIII> waar/ aber verdrüßlich. Dann einmal ligt ja
an der Glaubens-Warheit alles : weil hieran besteht/ die gute oder böse Ewigkeit.
Alles andere ist eytel ; vnd so vnvollkommen/ daß keine Freüd ist/ die mit wenig
oder viel verdruß/ nit gleichsam verheyrath seye. Dann zum beweis/ besteht in
dreyerley/ deß Welt-Kinds Zeit-vertreibung ; Jm Buhlen ; in der Füllerey ; vnnd
im Spielen : denn sind jhr etlich so ergeben/ daß Sie für verworffene/ dieselbe
Stunden zehlen/ die Sie ohne solche zugebracht. Wer aber blosse <XXIV> Ze-
hen Jahr hiemit verzehrt/ den frag Jch/ ob Er all denselben Wiederwillen zehlen
könne/ der jhm inmittels zugestanden ? Das verdrießliche Auffwarten/ so keinen
vngelegnen/ weder Regen- Wind- noch Schnee-gang achten muß/ kan ja den-
selben Lust verbittern/ der einem Sand-mennige Gedanken/ Müh vnd Arbeit
gekost hat/ ehe Er zur wenigsten Gnad gelangt ist ? Jch will nit sagen/ wo man
die Liebe erst vmbs Geld/ vnd etwa einen falschen Blikk/ mit mehr/ (als ganzen
Jahrs-Außgaben/) kauffen muß : das gieng <XXV> noch hin/ wann jhm mancher
nit auch Drüsen an den Hals krämte.
Der Kopff-schmerzen/ das Magen-wehe/ die Dörr/ das Podagra ; die den Sauf-
fereyen/ vnaußbleiblich bey der Taffel auffwarten/ versalzen Sie nit die Süsse
desselben Getränks/ worinn Sie durstige Seelen schwimmen/ viel aber auch er-
trinken machen ? Schlaff-brechen/ Händel-finden/ vnd einem gemahlten Blat
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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 170
- Keywords
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
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