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entschuldigen dieselben/ die gar zu leichtglaubig/ vnder euerer Ketzer-zucht
verführt leben. <16>
Vnangesehen diese euere schrifft aber/ in vnderschiednen Sätzen besteht/ deren
jeder einen weiten vmbschweiff/ selbigen zuwiderlegen/ fordern würde ; will ich
mit beyseyts-lassung der meisten verwirtesten/ (vnd zwar nur oben hin) dersel-
ben etliche vbergehen ; vornemlich aber auff die wag legen/ dasselbe/ waiß nit
wie ichs nennen soll/ Send- oder Absag-schreiben/ worinnen doch nichts anders
steckt/ alß safftlose possen/ kahle verschlagenheit/ vnd solche beschwerden/ die
deß Königs nutz/ vnd der gemeinen Ehr benachtheiligen.
Dreyerley sachen hab ich in <17> disem Buech/ gleichwol nur im oben hindurch-
sehen/ bey mir selbst betracht. Vnverstandt/ Boßheit vnd Muhtwillen.
Ein grosse vnwitz hab ich zwar auß dem vermerckt/ daß jhr fragen auff die bahn
bringt/ vber die man wol schon mehr alß hundert mahl gestritten/ aber mehr alß
tausend mahl/ allbereit vberstritten hat ; vnd behaubtet euere gründe mit noch
schlechtern/ vnd vil kahlern beweisen/ alß sie theils von euch selbsten/ schon
besser haben fürgebracht.
Allzeit fordert Jhr die proben auß der Schrifft/ vnd wolt aber <18> die Satzungen
nit zulassen. Jhr sehet nur allzeit auff den schaum/ nicht auff denselbigen ver-
standt/ den die Schrifft erfordert. Jhr kommet offt mit solchen weisungen/ mit
denen Jhr euch meistens doch nur selber schlagt. Jhr redet euch selbst gar offt
zu wider/ vnd verwirret die rechte redens-art der Schrifftgelehrten. Jhr verfaßt
ohn beweisen ; Jhr beweiset ohne schliessen/ vnd schliesset ohne vnderscheiden :
Sehet wie vngeschickt Jhr seyt !
Eine künstliche Boßheit hab ich an euch vermerckt/ daß euere sach zu recht-
fertigen/ Jhr ein schmäh-büchel/ eine widerlegung <19> nennen wolt. Hundert
listige griff erfindet Jhr/ euch beym König zuzumachen. Jhr brauchet allen fleiß/
vnd beklagt euch vnauffhörlich/ vmb die schulden der beleidigung/ auff andere
zuschieben. Damals dringt Jhr erst mit euren fürlagen herfür/ wann es/ in be-
trachtung daß man von was anders handelt/ nit von nöthen ist. Den tügelrauch
wolt Jhr für gold/ vnd die spitzfindigkeit für Schluß-reden außgeben.
Jhr verfälscht die Zeugen/ in dem Jhr sie nach euren Narren-köpffen anzieht ;
jmmer kleine Sätze/ aber auch wol gantze <20> Jnnhalt davon nehmend/ vnd
hinzusetzend/ ohne was Jhr sonst den rechten wort-verstand/ auff alle weiße
zuverdrehen suchet. Sehet nun/ wie Jhr Bößwicht seyt.
Endlich spühre ich bey euch einen Muthwillen/ der ohne gleichen ; in dem
Jhr die lebende beleidigt/ die Catholischen alle ins gemein beschmähet/ aber
absonderlich die Herrn Vätter der Gesellschafft JEsu/ schimpfflich angreifft.
Jhr beleydigt die Todten/ in dem Jhr jhnen die hülff deß Gebetts versagt. Jhr
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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 170
- Keywords
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
- Categories
- Weiteres Belletristik