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Vor 1918
Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
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237Der Bahnfrevel von Trillick Freeman’ s Journal und der Weekly Telegraph an, beides Blätter, die um die Gunst der katholischen Mittelschicht Irlands warben und weder mit Den- nis Hollands schonungsloser Haltung gegenüber dem Großgrundbesitz noch seiner humanitären Betroffenheit ob der Armut der Beschuldigten überein- stimmten. Hingegen berichteten sowohl The Nation, eine nationalistische Zeitung, die sich einem konfessionsübergreifenden Politikverständnis ver- schrieben hatte, als auch die liberale Presse des Nordens entweder nur in groben Zügen von den Vorgängen oder ließen die Sache nach einer anfäng- lichen Flut von Artikeln gegen den Oranismus, seine adligen Rädelsführer und seine rabiate Presse auf sich beruhen. Weder der Belfast Mercury noch der Northern Whig berichteten ausführlich über das Assisengericht im Juli 1855, das die Beschuldigten unter dem Jubel der Katholiken Omaghs frei- ließ. In diesem Schweigen spiegelt sich wider, wie ungefestigt das Bündnis tatsächlich war, das den Liberalismus in Ulster trug: Eine Partei, deren Füh- rungspersönlichkeiten traditionell Kaufleute aus dem Norden, presbyteria- nische Geistliche und mächtige Landwirte gewesen waren, stützte sich nun auf eine Wählerschaft zunehmend politisierter Katholiken. Diese Spannung sollte in den folgenden Jahrzehnten weiter zunehmen55. So bedeutend diese Unterschiede auch waren, so fällt dennoch die Ein- mütigkeit der Antipathie seitens dieser Meinungsführer auf, die sich gegen das extremistische Oraniertum richtete. Zwar brachten sich Liberale aus dem Norden und irische Katholiken auf unterschiedliche Weise gegen ihre Kontrahenten in Stellung, doch das schrille ultraprotestantische Narrativ, das um die Vorgänge von Trillick gesponnen wurde, erlaubte beiden, scharfe Kontraste zwischen Vernunft und Unvernunft, Fortschritt und Reak- tion, Religion und Fanatismus zu ziehen. Ähnliche Dynamiken lassen sich anhand anderer religiöser Konfliktfälle der 1850er Jahre nachweisen, etwa um aggressiv auftretende evangelikale Freiluftprediger oder die konfessio- nellen Unruhen in Belfast von 1857. In beiden Fällen bezogen Liberale und Nationalisten gleichermaßen Stellung gegen parteiische Auswüchse. Wie im Falle Trillick waren diese Bemühungen kurzfristig erfolgreich: Regierungs- beamte kritisierten sowohl den Oranierorden als auch die Evangelikalen des Nordens ihres unverantwortlichen Verhaltens und ihrer Unversöhnlich- keit halber. Dieser Beitrag hat aufgezeigt, wie konfessionelle Deutungsmuster und die damit einhergehende Rhetorik viktorianische Stellungnahmen zum Bahnfrevel von Trillick über die Lager hinweg bestimmt und alternative Lesarten sowohl des Unglücks als auch der gesellschaftlichen Lage in Uls- ter insgesamt verdrängt haben. Es ist deutlich geworden, dass die Semantik 55 Siehe auch Gerald Hall, Ulster Liberalism, 1776–1876. The Middle Path, Dublin 2011; Walker, Ulster Politics.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Title
Glaubenskämpfe
Subtitle
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Editor
Eveline Bouwers
Publisher
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Size
15.9 x 23.7 cm
Pages
362
Keywords
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Categories
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