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Theil der beiderseitigen Thurmmauern für sich in Anspruch
nimmt. Im obersten vermauerten Theilc des Spitzbogens der
lies und mclnfach eingeschmiegten Thüre ist ein altes Marien-
bild aus Hol!z geschnitten, das von einer Zierlichen Eindachung
nach Art eines Altarhäuschens überragt wird. — Das Aeußere
der Kirche ist übrigens durchaus schlicht; auch die Strebepfei-
ler sind ohne allen Schmuck; das Dach gegen die Thürme
I'in eben so gesenkt wie gegen den dreiseitigen Chorschluß. Die
das Chor umstehenden Fenster sind schmal, jene des Schiffes
lungegen ungewöhnlich breit und im Spitzbogen mit Kleeblät-
tern, sich durchschneidenden Kreisen und dergleichen Schmuck,
so wie auch mit ansehnlichen Ueberrestcn alter Glasmalereien
verziert. Ilnter den mancherlei Orabmälern, die an die äußere
Kirchcnwand gelehnt oder in sie eingemauert sind, verdienen
außer einigeil alteren die Denksteine der bekannten steiermär-
kischcn Dichter Johann von Kalchberg ') und Karl Schröckin-
gcr ") Beachtung. — Einer der interessantesten Gegenstände,
so sich an dieser Kirche vorfinden, ist ein Flügelgemälde, das
jetzt unter der Wölbung der früher erwähnten Stiege rechts vom
Seiteneingange der Epistelscite hängt, und schon längst vor sei-
ner gänUichen Zerstörung, die nun nicht medr abzuwenden ist,
an einen Ort hätte übertragen werden sollen, an dein es den
unmittelbaren Einwirkungen der Atmosphärilien weniger ausge-
setzt gewesen wäre als hier. Auf drei zusammengefügten Hclz-
tafeln ist die (Lottes-Jungfrau und neben ihr die heil. Var-
bara und Katharina abgebildet. Die Erste«, welche die mitt-
lere Tafel einnimmt, sitzt auf einem breiten Throne, dessen
Valdachin von Engeln cmporgehalten wird. Ein dreifaches
Patriarchenkreuz ruht in ihrer Rechten. Ihr liebliches Antlitz
ist voll himmlischer Güte und Anmuth, worin aber eigentlich
alle drei weiblichen Köpfe mit einander wetteisern; doch ist der
Kopf der h. Katharina, welche zur Linken der Madonna steht,
einer der schönsten, welche uns die altdeutsche Schule geliefert
hat. Sowol der auf Leinwand gelegte Kreidcgrund, als auch
die eingedrückten Goldvcnierungen deuten auf eine frühe Zeil
seiner Anfertigung, und der Adel der Gestalten, der mehr
großartig angelegte als kleinlich gebrochene Faltenwurf und
die richtige Zeichnung verrathen einen sehr vorzüglichen Maler
seiner Zeit.
») Gl'borc,, >!»> >5, März <?S5; gestorben zu Ora,z am 2. Fcbr,
«) Er starb zu !lL>c» »» I. lüi».
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Grätz
Ein naturhistorisch-statistisch-topographisches Gemählde dieser Stadt und ihrer Umgebung
- Title
- Grätz
- Subtitle
- Ein naturhistorisch-statistisch-topographisches Gemählde dieser Stadt und ihrer Umgebung
- Author
- Gustav Schreiner
- Publisher
- Verlag Franz Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1843
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.55 x 20.25 cm
- Pages
- 638
- Keywords
- Graz, Steiermark, Stadt
- Categories
- Geschichte Chroniken
- Geschichte Vor 1918