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König Ottokars Gluck und Lnde. 173
Müotll,
Komm, Bruder, laß uns gehn! Wer lachen kann
Bei seines Hauses Schmach, verdient —
Zllwisch.
Halt, Freund!
Wer seid ihr denn, ihr beide, daß ihr schmäht?
Nie ihr auf oifncr Straße Rachepläne
Iu tauben Wänden schreit und — offnen Ohre»!
Verschwört euch auf dem Markt und treibt im
Zimmer Aufruhr,
Herr M erenberg, nicht wahr, das nenn' ich Leute?
Der Rausch des Zorns ist wie ein andrer Rausch:
Nas beste Mittel ist die frische Luft,
Trum fort ins Freie, meine werten Herrn!
Brennt unser Haus, und können wir nicht
löschen,
Milüta
<ihm näher tretend»,
sprichst.
Sag, wofür hältst du uns?
Illwisch <l»u<,,
Für wackre Leute:
Was man verschweigt, erratet ihr auch nicht;
Der Graf von habsburg. Laßt uns gehn,
Wir wollen sie nicht in der Hora stören.
Die Königin rritt cnii ihrem Zimmer ini» «udolf von
MarMrttll
Da gehn sie hin wie dunkle Wetterwolken,
Nie, wenn sie sich entleert, nach Aufgang ziehn.
<Gegen Verw «e»enbet,>
Bringt sie in ihr Gemach und forgt für sie,
Nach weuig Au^eudlickou lunuu' ich selbst,
Rudolf.
Beinah zu viele Sorgfalt, gnäd'ge Frau!
Sie selbst ist kaum so schlimm, nur schwachen
Geistes
Uud töricht eitel, da^ l>at sie verführt,
Noch ihre Vettern, ihre Anverwandten,
Ner starre Milota, der Gcifrcr Venesch
Und Zaiuisll,, jeiu'r Schlimmste wohl von allen,
Mit Reichtum, Macht und Hoffnung auf den
Thron —
Ja, so weit ging der M'evmüt'qen Stolz —
Verlockten fie das leichtbctörte Kind,
Seit lange sah ich sie, die bösen Engel
Des Königs, meines Herrn, verstohlen reißen
An den nur allzu schwachen Banden, die Kanin Ottokarn noch fesselten an mich
Ich hörte, wie sie seinen Wunsch nach Erben,
Nach angcbornen Folgern seines Throns,
Mit heuchlerischem Mitleid listig nährten, —
Ein Wunsch, gar wohl verzeihlich einem König!
Noch was soll Erbrecht, das aus Unrecht stammt?
Sie waren es, die dieser Ehe Trennung
Mit uueliiiüdlicher Geschäftigkeit
Und ohne Auftrag fast des Nünigs trieben;
Nenn eine ihres Hauses hofften sie
Zu fetten auf der Böhmen Hcirscherthion:
Nie Arme, die jetzt mit dem Wahnsinn ringt!
Wie oft war sie an Festen mir gcnüber,
Mit Schmuck bedeckt, des Hofes Schwall um sie;
Indes ich einsam saß mit meinem Gram,
Ner König Auge nur für ihren Reiz
lind Ohr für ihren Wunsch; des Mundes Nräun
Zur Schmeichelei hcrabgestiinint für sie:
Wohl gar verächtlich blickend hin auf mich.
Na fühlt' ich Mitleid mit dein armen Opfer
Und nahm mir vor, am Tage ihres Fallc>
Ihr mild zu sein und hilfreich ihrem Unglück,
Rudolf.
Vergeßt nicht ob der Unbild an der Fremden
Der eignen, grüßein Unbild, gnäd'ge Frau!
O, glaubt nicht, daß den König ich entschuld ge,
Fern sei von mir, daß ich je Böses lobe!
Er handelt unrecht, unerlaubt an mir,
Uud sagen will ich's ihm, tret' ich vor ihn.
Bin ich nicht jung! lch hab' es nie verhehlt,
hat Gram der Züge Reiz mir ausgelöscht;
Er sah mich ja, bevor er um mich warb!
Vermißt er Munterkeit an mir und Scherz;
Zum Grab gcbcugi durch all der Ihren Tod?
Seitdem mit diesen Augen ich gesehn
Im grausen Kerker von Apulien
?eu röni scheu König Heinrich, meinen Gatten,
Nes harten Friedrich allzu weichen Sohn,
Von nahverwandten Händen liegen tot,
War Lust ein Fremdling dieser öden Brust,
Die Gram und Schmerz mit seinem Siegel schloß.
Was gibt man an als unsrer Trennung
Grund?
Den ersten weiß ich: ich bin kinderlos
Weil ich nicht will, weit mehr noch, als nicht
kann!
Nas wußte Ottokar, als er mich freite,
Ich sagt' ihin's, und er nahm es für genehm;
Nenn auf mein reiches Erb' von Österreich
War da sein 3inn gestellt nnd seines Vaters,
Nes landerjüiltt gen ,slüni,is Wenzeslav,
Va^ will der König also? Kinder, Erben?
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515