Page - 58 - in Guido Adlers Erbe - Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
Image of the Page - 58 -
Text of the Page - 58 -
© 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen
ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214
Schenkkonnte inweiterer Folgenicht nur seinePositionanderUniversität
erhalten, sondern seinenMachtbereich innerhalb derösterreichischenMusik-
wissenschaftdurchdiesukzessiveÜbernahmevonÄmternundFunktionenan
derUniversitätundauchaußerhalb(AkademiederWissenschaften,Denkmäler
der Tonkunst in Österreich, Österreichische Gesellschaft der Musikwissen-
schaft) ausweiten. ZuHilfe kam ihmdabei, dass die beiden amInstitut länger
dienendenKonkurrenten Robert Haas undAlfredOrel wegen ihrerMitglied-
schaft in der NSDAP von der Universität entfernt wurden.52Der einzige am
InstitutVerbleibende ausderZeit vor SchenksOrdinariatwarLeopoldNowak
(1904–1991), der Schenk durchaus wohlgesonnen gewesen sein dürfte.53Die
personelleEntwicklungamInstitut nach1945 erweckt starkdenEindruck, als
hätte Schenk alle Möglichkeiten ausgenutzt, seine Monopolstellung für den
Bereich der historischenMusikwissenschaft zu sichern.Die ersteHabilitation
eines Musikhistorikers unter ihm war diejenige Franz Zagibas (1912–1977)
1944,dersich jedochderMusikderslawischenLänderwidmete,alsokaummit
Schenks Interessen in Konflikt geriet; ebenso gilt dies für den stark regio-
nalmusikgeschichtlichen Schwerpunkt von Walter Senn (Habilitation 1947).
OthmarWesselys (1922–1998) 1958 (18 Jahre nach Schenks Berufung!) und
Rudolf Flotzingers 1969 (!) erfolgteHabilitationenwaren die nächsten. Beide
waren ausschließlich Schüler Schenks. Ein Habilitationsgesuch von Andreas
Liess (1903–1988), der noch bei Adler studiert hatte, lehnte er ab.54Die 1952
erfolgteHabilitation vonWalter Graf (1903–1982) fiel in denBereich der ver-
gleichendenMusikwissenschaft, stand demnach ebenso nicht unmittelbar in
KonkurrenzzuSchenk.EinezweitehistorischeLehrkanzelwurdeerst 1972, im
JahrnachSchenksEmeritierung,eingerichtetundmitFranzZagibabesetzt.Der
ersteOrdinarius amWiener Institut nachder Emeritierung Schenks, der kein
direkterSchüler Schenkswar,warGernotGruber,der1995berufenwurde.
Auch aus dieser kurzen Übersicht über die Nachkriegsentwicklung wird
deutlich, wie weitreichend der Einfluss Schenks auf das Fachwar. Und damit
gration–Exil–Kontinuität11),S. 157–309,hierS. 208f.–,aberauchfürdieKommissionzur
WiederverleihungderPrivatdozenturanAlfredOrel.Vgl.AT-OeStA/AdRUWFuKBMUPA
Sign10AlfredOrel, fol. 92–93.
52 Orelkonnte zwar vorGerichtdurchsetzen,dass ernur„ausgetretenerParteianwärter“und
dieLöschung seinerLehrbefugnis demnachnicht rechtsmäßigwar; allerdingsverhinderte
SchenkineinerdiesbezüglichenKommissionssitzung(17. Juni1948)dieWiederverleihung
derLehrbefugnisu.a.mitderBegründung,dassmandiesenurfachlich„unentbehrlich[en]“
oder „besonders erwünscht[en]“ Dozenten wiederverleihen würde. Vgl. AT-OeStA/AdR
UWFuKBMUPASign10AlfredOrel, fol. 92–93.
53 Immerhin ist seine Stellungnahme zur Nachkriegsuntersuchung um den Fall Schenk die
einzige, die diesem kein Naheverhältnis zur NSDAP unterstellte. Vgl. AT-OeStA/AdR
UWFuKBMUPASign10Schenk, fol. 95–96.
54 Vgl.ErwinRatz’StellungnahmeZumFallSchenk (AT-OeStA/AdRUWFuKBMUPASign10
Schenk, fol. 75.)
ClemensZoidl58
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Guido Adlers Erbe
Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Title
- Guido Adlers Erbe
- Subtitle
- Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Editor
- Stefan Alker-Windbichler
- Murray Hall
- Markus Stumpf
- Publisher
- V&R unipress GmbH
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0721-4
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Political Science, National Socialism, Nazi-looted, musical life, provenance research, Nationalsozialismus, NS-Raub, Musikleben
- Category
- Kunst und Kultur