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© 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen
ISBN Print: 9783847107217 â ISBN E-Lib: 9783737007214
und vielen Musikern, darunter Briefe von Brahms und Bruckner, in ca. 20
Pappschachteln verwahrt, umfassend etwa 300Briefeâ, ein Bestand, der zu-
sammen mit weiteren Briefen und Adlers Manuskripten zu seinen eigenen
Texten insgesamt sogarauf3.000RMeingeschÀtztwurde.
Die (vollstÀndige)Gesamtausgabe derDTà lenkte dabei die Begehrlichkeit
Schenksauf sich,deraufdiesesExemplarAnsprucherhobmitdemArgument,
es sei ânichtEigentumdesProf.Dr.GuidoIsraelAdlerâgewesen, âsonderndas
ihm[Schenk] alsbezahltenLeiterder ,DenkmĂ€lerderTonkunst inOesterreichâ
zustehendePflichtexemplarderPublikationsreiheâ.20DaSchenknunmehrLei-
terderRechtsnachfolgerinderâGesellschaftzurHerausgabederDenkmĂ€lerder
Tonkunstâwar,nĂ€mlichderâGesellschaft fĂŒrOstmĂ€rkischeMusik-Forschungâ,
machte erdenRechtsanspruchaufdasExemplargeltend,21eine juristischePo-
sition, von der er ĂŒbrigens nach dem Krieg wieder abging. Indirekt auf die
SchÀtzung derHerren Borufka undNebehay ging wohl auch die Summe von
âRM8.085.ââ zurĂŒck, die eineinhalb Jahre spĂ€ter genanntwird, inder endgĂŒl-
tigenBestĂ€tigungderĂbernahmederBibliothekdurchdasWienerMusikwis-
senschaftliche Institut in einemSchreiben anHerrnRegierungsratDr.Gerber
vomOberfinanzamtderStadtWienvom11.Dezember1942.22(Dassessichum
eineniedrigereSummehandelt,erklÀrtsichausderZerschlagungderBibliothek
und ihrerAufteilungâsieheunten.)
Dass die EnteignungMelanie Adlers sich noch ein ganzes Jahr hinzog, bis
zum 8.Mai 1942,23 hing vermutlich mit ihren Versuchen zusammen, die Bi-
bliothek ihresVatersandieMĂŒnchnerStadtbibliothekzuverkaufen,wobei ihr
vonFickerdurchVerhandlungenmitdemdortigenAmtsratMulzerbehilflichzu
sein versuchte.24DieBibliothek zeigte auch Interesse;25dochkamderVerkauf
schon deswegen nicht zustande, weil Melanie Adler es beklagenswerterweise
versÀumthatte, in jenenkritischenMonatennachdemTod ihresVaters selbst
einInventarderBibliothekanzufertigen,unddieMĂŒnchnerStadtbibliotheksich
verstÀndlicherweiseohneListeundPreisnichtauf einenKaufeinlassenkonnte
20 Brief Schenks anHeiserer, 28. Juni 1941, SN (Anm. 5). Rudolf von Ficker hat in diesem
persönlichenInteressedenwahrenGrundfĂŒrSchenksVerhaltenerkennenwollen,vgl. sein
Memorandum âAuszĂŒge aus Briefen von Prof. Dr. v. Ficker an Sektionschef Dr. Freih. v.
Skribensky,Bundesministeriumf.Unterricht,Wienâ(mitunwesentlichenAuslassungen)im
NachlassWellesz (Anm.13).
21 Demvorausgegangenwar offenbar eine entsprechende ForderungHeiserers, von derMe-
lanieAdler ineinemBrief anvonFicker vom2.Mai1941berichtete: âAusserdemheisst es,
dass 1 Exemplar der DenkmÀler-Serie franko und gratis dem jeweiligenHerausgeber der
DenkmĂ€ler gehört?!?âZitiert imMemorandum(Anm.20).
22 SN(Anm.5).
23 Sakabe:ErichSchenk (Anm.13), S. 388f.
24 VonFicker,BriefandenDirigentenBertilWetzelsberger,Igls,21. Juli1941, inBA(Anm.13).
25 Vgl.denBerichtMelanieAdlers anvonFicker vom8.August 1941, inBA(Anm.13).
WolfgangFuhrmann72
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Guido Adlers Erbe
Restitution und Erinnerung an der UniversitÀt Wien
- Title
- Guido Adlers Erbe
- Subtitle
- Restitution und Erinnerung an der UniversitÀt Wien
- Editor
- Stefan Alker-Windbichler
- Murray Hall
- Markus Stumpf
- Publisher
- V&R unipress GmbH
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0721-4
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Political Science, National Socialism, Nazi-looted, musical life, provenance research, Nationalsozialismus, NS-Raub, Musikleben
- Category
- Kunst und Kultur