Seite - 72 - in Guido Adlers Erbe - Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
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ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214
und vielen Musikern, darunter Briefe von Brahms und Bruckner, in ca. 20
Pappschachteln verwahrt, umfassend etwa 300Briefe“, ein Bestand, der zu-
sammen mit weiteren Briefen und Adlers Manuskripten zu seinen eigenen
Texten insgesamt sogarauf3.000RMeingeschätztwurde.
Die (vollständige)Gesamtausgabe derDTÖ lenkte dabei die Begehrlichkeit
Schenksauf sich,deraufdiesesExemplarAnsprucherhobmitdemArgument,
es sei „nichtEigentumdesProf.Dr.GuidoIsraelAdler“gewesen, „sonderndas
ihm[Schenk] alsbezahltenLeiterder ,DenkmälerderTonkunst inOesterreich‘
zustehendePflichtexemplarderPublikationsreihe“.20DaSchenknunmehrLei-
terderRechtsnachfolgerinder„GesellschaftzurHerausgabederDenkmälerder
Tonkunst“war,nämlichder„Gesellschaft fürOstmärkischeMusik-Forschung“,
machte erdenRechtsanspruchaufdasExemplargeltend,21eine juristischePo-
sition, von der er übrigens nach dem Krieg wieder abging. Indirekt auf die
Schätzung derHerren Borufka undNebehay ging wohl auch die Summe von
„RM8.085.–“ zurück, die eineinhalb Jahre später genanntwird, inder endgül-
tigenBestätigungderÜbernahmederBibliothekdurchdasWienerMusikwis-
senschaftliche Institut in einemSchreiben anHerrnRegierungsratDr.Gerber
vomOberfinanzamtderStadtWienvom11.Dezember1942.22(Dassessichum
eineniedrigereSummehandelt,erklärtsichausderZerschlagungderBibliothek
und ihrerAufteilung–sieheunten.)
Dass die EnteignungMelanie Adlers sich noch ein ganzes Jahr hinzog, bis
zum 8.Mai 1942,23 hing vermutlich mit ihren Versuchen zusammen, die Bi-
bliothek ihresVatersandieMünchnerStadtbibliothekzuverkaufen,wobei ihr
vonFickerdurchVerhandlungenmitdemdortigenAmtsratMulzerbehilflichzu
sein versuchte.24DieBibliothek zeigte auch Interesse;25dochkamderVerkauf
schon deswegen nicht zustande, weil Melanie Adler es beklagenswerterweise
versäumthatte, in jenenkritischenMonatennachdemTod ihresVaters selbst
einInventarderBibliothekanzufertigen,unddieMünchnerStadtbibliotheksich
verständlicherweiseohneListeundPreisnichtauf einenKaufeinlassenkonnte
20 Brief Schenks anHeiserer, 28. Juni 1941, SN (Anm. 5). Rudolf von Ficker hat in diesem
persönlichenInteressedenwahrenGrundfürSchenksVerhaltenerkennenwollen,vgl. sein
Memorandum „Auszüge aus Briefen von Prof. Dr. v. Ficker an Sektionschef Dr. Freih. v.
Skribensky,Bundesministeriumf.Unterricht,Wien“(mitunwesentlichenAuslassungen)im
NachlassWellesz (Anm.13).
21 Demvorausgegangenwar offenbar eine entsprechende ForderungHeiserers, von derMe-
lanieAdler ineinemBrief anvonFicker vom2.Mai1941berichtete: „Ausserdemheisst es,
dass 1 Exemplar der Denkmäler-Serie franko und gratis dem jeweiligenHerausgeber der
Denkmäler gehört?!?“Zitiert imMemorandum(Anm.20).
22 SN(Anm.5).
23 Sakabe:ErichSchenk (Anm.13), S. 388f.
24 VonFicker,BriefandenDirigentenBertilWetzelsberger,Igls,21. Juli1941, inBA(Anm.13).
25 Vgl.denBerichtMelanieAdlers anvonFicker vom8.August 1941, inBA(Anm.13).
WolfgangFuhrmann72
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Guido Adlers Erbe
Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Titel
- Guido Adlers Erbe
- Untertitel
- Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Herausgeber
- Stefan Alker-Windbichler
- Murray Hall
- Markus Stumpf
- Verlag
- V&R unipress GmbH
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0721-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Political Science, National Socialism, Nazi-looted, musical life, provenance research, Nationalsozialismus, NS-Raub, Musikleben
- Kategorie
- Kunst und Kultur