Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Handbuch der Ornamentik - Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
Page - 46 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 46 - in Handbuch der Ornamentik - Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen

Image of the Page - 46 -

Image of the Page - 46 - in Handbuch der Ornamentik - Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen

Text of the Page - 46 -

4Ö Das Akanthusblatt, symbolische Bedeutung hat der Akanthus wohl nie besessen, seine vielfache und vielartige Ver\^'endung verdankt er seinen omamental entwickelten, schöngezackten Blättern. Der Akanthus wächst im Süden Europas wild, während er bei uns blofs in botanischen Gärten zu finden ist. Es existiert eine Reihe verschiedener Arten, von welchen hier Erwähnung finden mögen: Acanthus mollis mit breiten, stumpfen Blattspitzen, Acanthus spinosus und spinosissimus mit spitzen tmd sehr spitzen, in Domen verlaufenden Blattlappen und verhältnismäfsig schmälem Blättem. Hauptsächlich ist es die Auf- fassung und Wiedergabe des Blattrandes, der sog. Blattschnit t , welcher für die einzelnen Stilperioden charakteristisch ist. Der griechische Stil verwendet mit Vorliebe spitze, starre Formen; im römischen Stil werden die Blattzipfel rander, breiter, zum Teil auch lebendiger bewegt; der byzantinische und romanische Stil kehren wieder zu steiferen, weniger fein gefühlten Formen zurück. Die gotische Periode, die neben der Verwendung einer Reihe von ein- heimischen Pflanzen auch den überbrachten Akanthus benutzt, bedient sich in ihrer ersten Zeit (Frühgotik) rander knolliger Formen, in der Spätgotik dagegen bizarrer, langgestreckter, distelartiger Bildungen; in beiden Fällen ist die Gesamtauffassung mehr oder weniger natura- listisch, das Detail jedoch gewöhnlich bis zur Unkenntlichkeit stilisiert. Die das antike Omament wieder aufnehmende Renaissanceperiode entwickelt das Akanthusomament, besonders das Rankenomament zur höchsten Vollendung; in den darauf folgenden Stilen verschlechtert sich der Formalismus nach dieser Richtung. Die Omamentik der Neuzeit sucht ihre Vorbilder so ziemlich in allen Stilen imd erreicht in ihren Bildungen für gewöhnlich keinen ausgesprochenen, eigenartig modemen Charakter. Tafel 21. 1. Blatt von Acanthus mollis, naturalistisch gezeichnet. (Jacobsthal.)- 2. Akanthuskelch mit Blatt- und Blütenstand von Acanthus mollis, naturalistisch gezeichnet. (Jacobsthal. 3. Blatt von Acanthus mollis, naturalistisch gezeichnet. (Raguenet.) 4. Blatt von Acanthus spinosus, naturalistisch dargestellt. (Gewerbehalle.) 5. Akanthuskelchpartie, von einer griechischen Stelenkrönung. (Ra- guenet) 6. Überfall eines Akanthusblattes, von einem römischen Pnmkkande- laber, im Museum des Vatikan. 7. Griechisches Akanthusblatt, schematisch gezeichnet. (Jacobsthal.) 8. Römisches Akanthusblatt, schematisch gezeichnet. Das Vorbild ist einem Säulenkapitäl vom Pantheon in Rom entlehnt. Charakte- ristisch tmd auf den Effekt der Fernwirkung berechnet sind die löffeiförmigen Abrandungen tmd Aushöhlungen der Blattspitzen, sowie die tiefen Einschnitte in den Blattwinkeln.
back to the  book Handbuch der Ornamentik - Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen"
Handbuch der Ornamentik Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
Title
Handbuch der Ornamentik
Subtitle
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
Editor
Franz Sales Meyer
Location
Leipzig
Date
1937
Language
German
License
PD
Size
9.6 x 15.7 cm
Pages
628
Category
Kunst und Kultur
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Handbuch der Ornamentik