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Trinkgefäfse. — Kyllx, Kaatharos etc.
finden sich Unterscheidungen, die wir in bezug auf Gefäfsformen im
allgemeinen aufgestellt haben, auch auf sie im speziellen anwendbar.
Sie bilden gewissermafsen Reduktionen aller Gefäfsarten mit gewissen,
nur ihnen eigenen und von ihrer Bestimmung abhängigen Sonder-
heiten."
Wenn wir es trotzdem versuchen, ein gewisses System in die
Vielseitigkeit der Trinkgeschirre zu bringen, so klassifizieren wir zum
Teil nach der Stilzugehörigkeit und bringen ein Blatt mit den ge-
bräuchlichsten antiken Formen, ein anderes mit spezifisch altdeutschen
und ein weiteres mit den Trinkgläsern unserer modernen Zeit; zum
Teil stellen wir bestimmte Gruppen, die sich aus einer einheitlichen
Grundform oder aus einem gemeinsamen Zweck bilden, blattweise
zusammen, gleichgiltig, ob dieselben einer bestimmten Periode ange-
hören oder durch verschiedene Stile hindurchgreifen. Hierher ge-
hören das Trinkhorn oder Rhyton, der Becher, der Kelch, der
Pokal, der Römer, der Bierkrug und der Humpen.
Kyl ix , K a n t h a r o s etc. (Tafel 201.)
Irdene Trinkgeschirre und solche aus Edelmetall spielten in der
Antike wenn nicht die einzige, so doch die Hauptrolle, während das
zu anderen Zwecken herbeigezogene Glas zur Bildung von Trink-
gefäfsen offenbar nur vereinzelte Anwendung fand.
Eine allgemein übliche Form ist die der zweihenkligen Schale
mit mehr oder minder hohem Fufs, die Kylix (sowohl was die Form,
als den Wortlaut anbelangt, leiten sich von Kylix das spätere calix
und unser Kelch her). Im Material des Thons ist die Kylix eine
einfache flache Schale, unten verziert, wohl auch mit einem Bilde im
Fond der Innenseite, mit zwei horizontalen Henkeln (Taf. 201. I—2;.
Im Metall gewinnt die Form gröfseren Reichtum, die Henkel werden
langgestreckt und erhalten einen kühnen Schwung (Taf. 201. 3—4).
Der Kantharos hat die Grundform der tiefen Schale oder des
Kraters und zeigt zwei senkrechte Henkel. Die Verzierung erfolgt
nur aufsen; die Einfachheit im Thonmaterial (Taf. 201. 5) geht bei
Verwendung von Metall auch hier in Reichtum über (Taf. 201. 6—7;.
Bacchische Attribute, die Rebe, der Epheu, der Thyrsusstab, Masken etc.
sind der gebräuchliche Schmuck.
Der Kyathos, Schöpf- und Trinkgefäfs zugleich, ist die Schale
mit dem senkrecht in die Höhe gezogenen einen Henkel, an dessen
Stelle wohl auch ein stabförmiger Griff tritt, wodurch das Gefäfs
gewissermafsen zum Löffel wird (Taf. 192. 8, 9, 10).
Der Skyphos ist die Schale mit zwei horizontalen Henkeln
(Taf. 201. II); der Kothon (Taf. 201. 12) ist das Trinkgeschirr im
Felde, „ein Gefäfs mit breiter, nach innen umgekrempter Mündung,
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
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- Handbuch der Ornamentik
- Subtitle
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Editor
- Franz Sales Meyer
- Location
- Leipzig
- Date
- 1937
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.6 x 15.7 cm
- Pages
- 628
- Category
- Kunst und Kultur