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62 III. Das Wiener Handwerksordnungsbuch
diese Veränderungen fanden jedenfalls noch im 15. Jahrhundert statt. Ab fol. 190 ist ein
deutlicher Handwechsel bei der Foliierung bemerkbar, die Zählung erfolgte wohl schon
im 16. Jahrhundert, es wurde die moderne Form der arabischen Ziffern verwendet. Diese
Hand zählte bis fol. 208 weiter; mit fol. 210 (fol. 209 fehlt) erfolgte ein erneuter Wechsel,
wobei der ab hier tätige Schreiber den Kodex bis zum Ende durchzählte. Bei der Blatt-
zählung sind also verschiedene Ausbaustufen der Handschrift erkennbar. Auch wenn der
Papierkodex wohl schon von Anfang an weitgehend im heutigen Umfang existierte, wur-
den bei der Anlage zunächst nicht alle Blätter durchgezählt. Je nach Bedarf ergänzte man
schließlich die Foliierung, vor allem dann, wenn auf dem betreffenden Blatt Ordnungen
eingetragen wurden.
III.4. Schreiber und Schrift
Wie bereits erwähnt, wurde der Grundstock der Handschrift durch den seit 1429
amtierenden Wiener Stadtschreiber Ulrich Hirssauer angelegt. Alle Ordnungen, die vor
dem Anlagejahr 1430 erlassen worden sind, stammen mit großer Wahrscheinlichkeit von
der Hand Hirssauers344. Die betreffenden Texte des Grundstocks finden sich auf fol. 1r
bis 11v, 13r–v, 15r bis 17v, 20r–v, 22v bis 24r, 26r bis 27r, 29r bis 31r, 33r bis 34v, 36r, 37v,
39r, 40r, 41r–v, 43r–v, 45r, 46r, 47r bis 48v, 50r bis 51r, 52r, 53r–v, 55r–v, 57r, 58r–v, 60r–v,
62r–v, 64r, 65r bis 66r, 67r, 68r bis 70v, 72r bis 73r, 75r bis 76r, 78r bis 79r, 80r bis 83r, 84r,
86r–v, 88r–v, 89r, 90r bis 91r, 92r bis 93r, 94r, 95r–v, 97r–v, 99r bis 101r, 103r–v, 105r, 106v bis
108v und 110r. Wie anhand der zwischen den einzelnen beschrifteten Blättern zunächst
freigelassenen Leerseiten zu sehen ist, legte Hirssauer den Kodex von Anfang an als eine
auf lange Nutzung und entsprechende Nachträge ausgelegte Gebrauchshandschrift an. Er
gruppierte Ordnungen eines Gewerbes – oder mitunter von verwandten Handwerken –
zusammen und ließ danach mehr oder weniger viele Seiten für etwaige Nachträge Platz.
So sind beispielsweise die vor 1430 entstandenen Ordnungen der Schneider von fol. 15r
bis 17v versammelt, danach ließ Hirssauer zwei ganze Blätter mit Platz für spätere Ein-
tragungen frei. Offenbar entschied er je nach Größe des betreffenden Gewerbes und der
damit verbundenen Wahrscheinlichkeit für die Ausstellung neuer Ordnungen, wie viel
344 Vgl. dazu auch die Beispiele für Hirssauers Hand bei Uhlirz, Quellen 44, die der im Grundstock
vorzufindenden Schrift sehr ähneln.
Abb. 2: Ein typisches Beispiel für die für die Anlage des Grundstocks verwendete Bastarda. Die Schwellschäfte,
die Schlaufen bei b oder d und die typische g-Form sind ebenso gut zu erkennen wie die auf eine höhere stilisti-
sche Sorgfalt hinweisende Unterscheidung von breiteren Schatten- und feineren Haarstrichen, zum Beispiel bei
t oder bei h. HWOB fol. 16r (Ordnung der Schneider, 1419).
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
(1364–1555)
- Title
- Das Wiener Handwerksordnungsbuch
- Subtitle
- (1364–1555)
- Author
- Markus Gneiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20418-3
- Size
- 17.3 x 24.5 cm
- Pages
- 674
- Keywords
- Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen