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234 VI.2.Edition
Der schustèr rechta
Anno Domini millesimo quadringentesimo vicesimo secundo des sambstags vor sand
Thamanstag kòmen fùr den rat derb statb ze Wienn die maister die schùstèr gemaink-
lich zec Wiennc und legten da fùr ettlich geprechen, die in an irm hantwerch anligund
wèrn. Darauf habent die herren des rats der stat ze Wienn alle ire recht, so dieselben
schùster gehabt habent, fùr sich genomen und die aigentlich geneinander verhoret und
versehenund indarumbainordnunggemacht, dabey es furbasbeleiben sol.
[1.] Von erst es sol sich niemant under dem hantwerh des newn schùchwerchs hie zu
maister setzen, er pring dann ee urkund oder kuntschaft, von dann er komen ist, oder er
beweis eshievordemratmit erbern lewten,daser sichdaselbs frumkleichunderberleich
enthalten und seined lerjar von seinem ersten maister gantz ausgedint hab, doch ob er
desynner lanndesbeekomene mùgundobderselb sein lermaisternoch in lebensey. Item
er sol auch ain eelich hausfrawn haben und in sullen die vier beschawmaister, die dartzù
gesatzt sind, versùhen, ob er desselben hantwerichs maister mùg gesein oder nicht. Ist
denn,daser fuglichdartzù ist, so sol ervordemratgehorsamundseinrechtikait tunund
burgerrecht gewinnen.
[2.] Item es sullen auch die egenan(ten) maister gemainklich under in erwellen und
setzen ir zechmaister,dievondemrat sullenbestèttf werden;dieselbenzechmaister sullen
denn alle moneyd under in erwellen vier beschawmaister, die all moneyd ainsten umb-
geen in der stat und vorsteten von werchsteten zu werchsteten und an markchtègen auf
das Schuchhaus3 und alles schuchwerch beschawn, ob es gerecht und gùt sey. Und welh
schuchnichtgerechtgefundenwerdent,die sullen synemenunddemburgermaister ant-
wùrten [20v] zu der stat nùtz und sol dem richtèr sein wanndel davon gevallen lassen;
dennoch sol man den, bey dem solh unrecht schùch gefunden wurden, pùssen nach des
rats erfindung.
[3.] Item es sol auch kain schuestèr von dem andern nicht schùch kauffen noch
schuch furkauffen und man sòl auch nindert anderswo, weder haimlichen noch offen-
lichen, schùch vail haben noch verkauffen denn nùr auf dem Schuchhaus und yeder
maister in seinenworchstetenburgern, gestenundmeinkleich zu irnnotdurften.
[4.] Itemwernewschùchmacht, der sol auch in irr zech sein.
[5.] Item ob sich ain maister von hinne zug und furbaser herwider kèm und maister
seinwolt,dersolvonnewndingendesegenan(ten)hantwerhsrechttùn,alsvorgeschriben
stet.
[6.] Item es sol auch ain yeder maister sein knecht dingen vong der zeit, als er syh
setzt, dreytzehen wochen oder hinuber, ob er des an dem knecht stat mag gehaben und
nicht darhinder, als das vormalen von alter mit gewonhait herkomen ist, undi sol auch
seinenknechten furden tischweinnichtphenniggebeni.
83 aÜberschrift rubriziert. b–b Fehlt in StbR. c–c StbR: daselbs. d StbR folgt: ganntze. e Ursprüng-
lich herkomen, b- korr. aus h-, zweites -e- korr. aus -r-. – StbR: bekomen. f StbR folgt: sein oder.
g -nkorr. aus -r. h StbR: sich. i–i Gestrichen.AmlinkenRanddanebenvon spätererHand: Delet(um)esthoc
ex iussu [danach gestrichen: cons-] magistri civiumet consilii.
3 Schuhhaus, Teil des heutigen Hauses Hoher Markt 4/Landskrongasse 8 (Wien I), seit 1310 nach-
weisbar und seit 1428 in Besitz des Wiener Bürgerspitals, vgl. Karte oben S.145; P
, Hoher Markt 49,
81f.;C
, LexikonWien5156.
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
(1364–1555)
- Title
- Das Wiener Handwerksordnungsbuch
- Subtitle
- (1364–1555)
- Author
- Markus Gneiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20418-3
- Size
- 17.3 x 24.5 cm
- Pages
- 674
- Keywords
- Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen