Page - 104 - in Handwörterbuch der Philosophie
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Bewußtsein.
sind (als „Erscheinungen", d.), in ihrer Existenz und Seinsbestimmtheit un-
abhängig vom individuellen Erleben, vom empirisch-psychologischen Subjekt
oder Ich, dem gegenüber sie „empirische Realität", Selbständigkeit des
und Wirkens aufweisen (s. Transzendent, Ding an sich).
Das B. als Bedingung der Erkenntnis und ihrer Objekte wird vom empi-
rischen Idealismus (s. d.) psychologisch aufgefaßt (BERKELEY, HUME, LAAS
u. von verschiedenen Vertretern objektiven Idealismus als
oder doch als reales B. (s. unten), vom kritisch-transzendentalen Idealismus in
der Regel als rein logisches, ideelles als „transzendentale" (s. d.) Voraus-
setzung, als etwas Begriffliches, Abstraktes.
KANT, der unter B. (bei ihm auch „Gemüt" genannt) die „Tätigkeit des
Zusammenstellen Mannigfaltigen der Vorstellung nach einer Regel der
Einheit desselben" versteht (Anthropol. I, § 7), vom
B. ein „transzendentales" (oder „ursprüngliches") „Bewußtsein meiner
als die ursprüngliche „Apperzeption" (s. d.). Dieses B. geht aller besonderen
Erfahrung vorher, eine Bedingung derselben und ihrer Objekte (Kritik der
rein. Vern., S. 127 f.). Nur dadurch, daß ich das Mannigfaltige der Vor-
stellungen in einem vereinigen kann, nenne ich sie meine Vor-
stellungen. Der Gedanke: diese Vorstellungen gehören mir zu, heißt: ich ver-
einige sie in einem Selbstbewußtsein oder kann sie wenigstens darin vereinigen.
Im vereinige die Wahrnehmungsinhalte in einem
„Bewußtsein meines Zustandes", im Erfahrungsurteil (s. d.) aber „in einem
Bewußtsein überhaupt", d. h. allgemeingültig, objektiv § 20).
Alles Erkennbare steht unter den Bedingungen des
muß in die Formen desselben (Raum, Zeit, Kategorien) eingehen und ist in-
sofern nicht „Ding an sich", sondern „Erscheinung" (s. d.), dabei aber doch
objektiv (s. d.), vom einzelnen Subjekt unabhängig. — Als oberste Bedingung
des Erkennens betrachtet das „Bewußtsein überhaupt" REINHOLD, welcher
folgenden „Satz des Bewußtseins" aufstellt: „Im Bewußtsein wird die Vor-
stellung vom Vorstellenden und vom Vorgestellten unterschieden und auf
beides bezogen" (Versuch einer neuen Theorie d. menschlichen
vermögens, 1789). Vom B. überhaupt ist auch bei S. MAIMON, KRUG, FICHTE
u. a. die Rede. Nach COHEN ist der Geist sofern er Wissenschaft erzeugt
(Logik, 1902, S. 365; vgl. S. 510). Etwas Begriffliches ist das B. überhaupt
nach RIEHL (Der philos. Kritizismus, 1874, II, K. 2 f.), HÖNIGSWALD (Kant-
studien, Bd. 13, 1908), RICKERT (Der Gegenstand d. 1904,
S. ff.; vgl. Subjekt), A. SETH, REININGER (Philos. des 1911),
H. AMRHEIN (Kants Lehre vom B. überhaupt, 1909, S. 89 ff.),
welchem es eine zweckmäßige Fiktion ist (D. Philos. des Als ob,
u. a. Nach B. KERN ist das „B. überhaupt" logisch der und zeitlose
Ausdruck für den einheitlichen Zusammenhang und für die objektive Allge-
meingültigkeit von Vorstellungsinhalten (Das
Nach E. LAAS gibt es ein empirisches überhaupt (Kants Analogien d. Er-
fahrung, § 22), zugleich auch ein ideales, in den Individuen vorhandenes
hewußtsein. Vgl. FRISCHEISEN-KÖHLER, Wissenschaft u. Wirklichkeit,
(unpersönliches, die Totalität der Erfahrungen, Außen- und Innenwelt
fassendes B.).
Ein in allen Ichs einheitliches Subjekt metaphysischer Art ist das
überhaupt" nach SCHUPPE (Zeitschr. f. immanente Philos., I, 37 ff.), nach
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book Handwörterbuch der Philosophie"
Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften