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648 Streben.
anerkennt, Enzyklop. § Rechtsphilos., hrsg. von Lasson, 1911, § 90 ff.;
BINDING, Eth.2, S. ff.; 4. A. 1912: zugleich Zucht- und Er-
ziehungsmittel und Sühne, Versöhnung des Rechtsbewußtseins; F. HOLLDACK,
Von der Identität des dualist. Prinzips in der Strafe, 1911, u. a.). — VgL
Das Wesen der S., A. MERKEL, Vergeltungsidee und Zweek-
gedanke im Strafrecht, v. Der Zweckgedanke im Strafrecht,
v. LISZT, LIPPS, KRAEPELIN, Vergeltungsstrafe,
strafe, 1906; J. MAKAREWICZ, in die Philos. des Strafreehts, 1906;
RADBRUCH, in die Rechtswissenschaft, 1910; B. STERN, Positivistische
Begründ. d. philos. Strafrechts, 1905; TH. STERNBERG, Die Selektionsidee in
Strafrecht u. Ethik, 1911; P. BARTH, und Unterricht2, 1908, S. 68
(pädagogische Bedeutung der S.); FOERSTER, Schuld und Sühne,
X. GRETENER, Ursprung und Bedeutung der soziolog. Schule des Strafrechts,
1911. Vgl. Recht,
Streben appetitus, conatus) ist ein elementares
(im weitesten Sinne), ein Gerichtetsein psychischer Tätigkeit auf etwas (ein Er-
strebtes, ein Ziel), ein von gefühlsmäßig und in Spannungsempfindungen sich
geltend machenden Bedürfnissen (s. d.) ausgehender „Drang" nach Erreichung
(bzw. nach Erhaltung oder aber Vermeidung, Entfernung) eines
Zustandes. Insbesondere ist das S. der gehemmte, aber nicht beruhigte,
die Hemmung ankämpfende Trieb (s. d.). Das einzelne, bestimmte S. heißt auch
Strebung. Das negative, abwehrende S. heißt Widerstreben. Es gibt ein
sinnliches und geistiges, theoretisches, logisches und praktisches, sittliches S.
Etwas, was erst nur als Mittel zu einem Zweck erstrebt wurde, kann später
um seiner selbst willen erstrebt werden (s. Heterogonie, Wert).
dumpfe Strebungen gehen schon allem Erkennen und aller geistigen Entwick-
voran; auch den niedersten Organismen eignet wohl schon ein Streben
nach und vielleicht kann man dem Wirklichen überhaupt
ein Analogon des Strebens zuschreiben (s. Panpsychismus, Voluntarismus), mag
dieses auch z. Teil „mechanisiert" sein und nur in höheren Wesen zu eigent-
lichem Begehren und Wollen sich entwickeln. Jedenfalls ist das S. ein Faktor
der organischen Entwicklung (s. d.), ein Anpassungsfaktor (vgl. Kraft, Wille,
Erhaltung).
Das des S. erörtern ARISTOTELES, die Stoiker u. a. (vgl.
Begehren, Wille). Die macht das Aristotelische zur
„vis appetitiva", dem „Strebevermögen" (vgl. die neueren Arbeiten von
HAGEMANN, Psychol.8, 1911, S. 117 S. = „alle psychische Tätigkeit, die
nicht Empfindung und Denken ist"). — Ein Streben nach
haben die Dinge nach CAMPANELLA, SPINOZA U. a. (s. Erhaltung). Nach
LEIBNIZ haben die „Monaden" (s. d.) ein Streben, von einer Vorstellung zur
andern überzugehen („tendance d'une perception Lautre", 15; vgl.
CHR. WOLFF, Psychol. rational. § 480 f.: „percepturitio"). Nach hat
das Ich (s. d.) ein ins Unendliche gehendes Streben (s. Objekt).
HERBART betrachtet das S. als einen Zustand der Vorstellungen selbst. Die
gehemmte, aus dem Bewußtsein verdrängte Vorstellung wird zu einem „Streben,
vorzustellen" (Lehrb. zur Psychol., S. 29). BENEKE hingegen nimmt primäre
Strebungen (die „Urvermögen") an, welche auf „Erfüllung" durch Reize gehen;
das S. geht dem Vorstellen voran, indem jedes Urvermögen schon vor aller
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften